Handhygiene, Hustetikette, Homeoffice: Die Corona-Pandemie stellte viele Unternehmerinnen und Unternehmer in den vergangenen zwei Jahren vor völlig neue Herausforderungen. Funktionierende Schutzkonzepte mussten innerhalb kürzester Zeit entwickelt und wirksame Maßnahmen umgesetzt werden. Gefragt in vielen Führungsetagen: Fachleute im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.
„Durch die Pandemie wurden Sicherheitsfachkräfte, Betriebsärzte und Betriebsärztinnen zu geschätzten Ansprechpersonen im Betrieb“, berichtet Michaela Kanthak, Präventionsexpertin bei der BGHW in Essen. Sei es bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen, Raum- und Homeoffice-Konzepten, Unterweisungen oder Anschaffungen von Masken und Schutzkleidung – die Unterstützung und Beratung der Arbeitsschützer sei in vielen Unternehmen wichtiger als je zuvor. Kanthak: „In vielen Unternehmen hat sich Corona als regelrechter Arbeitsschutzmotor erwiesen.“
Anerkennung für den Arbeitsschutz
Diese Erfahrung macht auch Guido Burckert, Leiter der Arbeitssicherheit beim Medienkonzern Funke. Er erarbeitete zu Beginn der Pandemie Vorschläge, wie die gesetzlichen Vorgaben umgesetzt werden können: „Damit stieß ich bei der Geschäftsleitung auf offene Ohren.“ Die Maßnahmen seien vorausschauend angelegt worden und hätten heute noch Bestand. Beispielsweise die Homeoffice-Regelungen, die Maskenpflicht oder die Bereitstellung von Schnelltests: „Intern hat das nicht nur uns Arbeitsschützern, sondern auch der Geschäftsleitung viel Anerkennung bei den Beschäftigten gebracht“, sagt Burckert.
Die Zusammenarbeit von Führungs- und Fachkräften hat sich vielerorts als erfolgreich erwiesen: Einer repräsentativen Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) zufolge haben fast 80 Prozent aller Betriebe die Herausforderungen durch Corona angenommen und spezifische Arbeitsschutzregelungen im Unternehmen umgesetzt. In 98 Prozent der Fälle war die Geschäftsführung an deren Entwicklung und Umsetzung beteiligt. „Dies habe sich stets als wichtiger Treiber dafür erwiesen, dass Maßnahmen auf dem geforderten Qualitätsniveau finanziert und umgesetzt werden konnten“, erläutert die Baua.
Baua-Umfrage zu Corona-Aktivitäten
Die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass sie ihre Aktivitäten zum Arbeits- und Infektionsschutz deutlich spürbar verstärkt haben. Viele Betriebe führten die in den Sars-Cov2-Arbeitsschutzregeln empfohlenen Maßnahmen ein. Das gelte insbesondere für Maßnahmen, die auf eine Verhaltensänderung abzielen, sowie auf Hygiene und Reinigung. Andere Maßnahmen, etwa für schutzbedürfte Personen oder zur Reduzierung psychischer Belastungen, seien deutlich seltener eingesetzt worden. „Dies legt nahe, dass es nicht das eine richtige Vorgehen für den Arbeitsschutz in der Corona-Krise gibt“, folgert die Baua. Vielmehr könnten Betriebe der individuellen Gefährdungssituation nur mit „einem spezifisch abgestimmten Maßnahmenkonzept begegnen, das regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden muss.“