Das waren unsere Aktionstage in der Para-Sport-Lounge 2024 in Düsseldorf! Vom 29. August bis 5. September war die BGHW zu Gast auf der Eventplattform des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Nordrhein-Westfalen (BRSNW) in den Düsseldorfer Schadow-Arkaden. Hier fanden begleitend zu den Paralympics in Paris spannende Gespräche, Fachdialoge und Networking rund um Rehabilitationssport und -medizin statt. Lassen Sie unseren Newsticker Revue passieren: Wir haben viel erlebt, erfahren und mitgenommen! Gemeinsam bringen wir Bewegung in die Rehabilitation!
Erwartungen weit übertroffen
Die Aktionstage in der Para-Sport-Lounge NRW haben meine ganz persönlichen Erwartungen weit übertroffen: Eine Vielzahl hervorragender Referentinnen und Referenten haben mit viel Kompetenz und Herzblut unterschiedliche Aspekte des Rehabilitationssports und der damit verbundenen Teilhabe beleuchtet. Und: Sie haben uns wichtige Impulse und Ideen für unsere Arbeit vermittelt.
Mit dem Veranstalter der Lounge, dem BRSNW, haben wir viele Schnittstellen und gemeinsame Ziele identifizieren können, die die Grundlage einer intensiveren Zusammenarbeit bilden werden.
Ganz besonders bereichernd waren für mich die sehr persönlichen Berichte und Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die selbst beeinträchtigt sind. Ich bin ihnen dankbar für den sehr offenen und vertrauensvollen Austausch. Dadurch habe ich selbst auch wieder etliches dazu gelernt.
Für uns in der BGHW geht es jetzt daran, gemeinsam mit den neu gewonnenen Netzwerkpartnern das hinzugewonnene Wissen und die Impulse aufzubereiten und Maßnahmen für die praktische Anwendung zu entwickeln. Denn unser gemeinsames Ziel ist es, unsere Versicherten langfristig für sportliche Aktivitäten zu motivieren. Auch das ist ein Beitrag zur Inklusion.
Aus meiner Sicht war diese Veranstaltung ein außergewöhnliches Highlight.
Greifen Sie Ideen der Mitarbeitenden auf
Wie sich Betriebssport auf das Betriebsklima, die Unternehmensidentifikation und das subjektive Wohlbefinden der Teilnehmenden auswirkt, machte Dr. Jan Ries, Leiter von Health Network und Lehrbeauftragter der Hochschule Fulda und der Hochschule der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, deutlich.
Betriebssport hat seine Wurzeln in der Arbeiterbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sport in der heutigen Zeit ist extrem vielfältig aufgestellt. Es gibt unzählige Anbieter mit unterschiedlichsten Zielsetzungen für Teilnehmende mit vielfältigen Wünschen und Hoffnungen.“
Seine Empfehlungen:
„Greifen Sie Ideen der Mitarbeitenden auf. Bieten Sie niedrigschwellige – und gegebenenfalls auch unbekannte Angebote wie Boule, Sepak Takraw, Cricket, Jonglage an.“
Bei Fußball und Laufen gebe es bereits zu viele, eventuell auch negative Vorerfahrungen, um neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewinnen zu können.
So kann inklusiver Sport gelingen
Wie ein inklusives Sportangebot mit Rollstuhlfahrenden sowie Fußgängerinnen und Fußgängern gelingen kann, demonstrierte Georg Schick, BRSNW-Referent Qualifizierung mit einigen Gästen in den Düsseldorfer Schadow-Arkaden.
Und die waren schlichtweg begeistert. Er ließ kurzerhand ein kleines Spielfeld gestalten, um zu demonstrieren, wie einfach das inklusive Zusammenspiel sein kann.
Zudem gab Schick zahlreiche Empfehlungen für die Praxis.
Auch für unsere Mitgliedsbetriebe von großem Interesse
„Der heutige Veranstaltungstag bietet interessante Beiträge und wertvolle Informationen“, waren sich die Gleichstellungsbeauftragten Elke Paul und ihre Stellvertreterin Heike Becker in der Para-Sport-Lounge NRW einig.
Auch für unsere Mitgliedsbetriebe seien diese Themen von großem Interesse, befanden sie.
Beeindruckt zeigten sie sich auch von den praktischen Ausführungen und Empfehlungen zum Inklusiven Betriebssport.
Ein Betriebssportverein hat viele Vorteile
Welche Vorteile es für Beschäftigte eines Unternehmens hat, einen Betriebssportverein zu gründen, erläuterte Dr. Sideris Karakatsanis, Geschäftsführer des Betriebssportverbands NRW, im Gespräch mit Iris Stelter, Moderatorin in der Para-Sport-Lounge NRW.
„Wir betreuen 650 Betriebssportvereine in Nordrhein-Westfalen mit rund 70.000 Mitgliedern“, sagte er. „Im besten Falle finden sich Beschäftigte eines Unternehmens oder Interessengruppen zusammen, um einen Verein zu gründen. Und das können sie über uns“, erklärte er.
Es habe viele Vorteile für die Aktiven und auch für die Unternehmen. „Das fängt bei der grundsätzlichen Beratung durch uns und durch den Unfallversicherungsschutz an“, betonte er und nannte zahlreiche weitere Aspekte, mit denen der Betriebssportverband seine Mitglieder unterstützt.
Interessant: Um einen Verein zu gründen, brauche man sieben Mitglieder. „Diese Betriebssportvereine genießen alle Vorteile des organisierten Sports und sind somit über uns Mitglied im Landessportbund NRW.
Und wie gründe ich einen Betriebssportverein?
Das erfährt man unter www.Betriebssport-nrw.de
Motivation ist die größte Herausforderung
Wie gestaltet die BGHW ihren Betriebssport – für rund 1.900 Beschäftigte an elf Standorten in Deutschland? Das wollte Iris Stelter, die Moderatorin des vierten Thementages der Para-Sport-Lounge NRW und Referatsleiterin Interne Kommunikation, von Christine Morast aus dem BGHW-Team Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (A&G-Team) wissen.
„Ohne Netzwerk würden wir das gar nicht schaffen. Wir planen und organisieren zentral und arbeiten eng mit Kolleginnen und Kollegen an den Standorten zusammen. Das sind unsere Akteure für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Akteure) vor Ort“, erläuterte Christine Morast, nachdem sie die Lounge-Gäste mit einer bewegten Pause in Schwung gebracht hatte.
Die BGF-Akteure kennen die Begebenheiten und die Bedarfe vor Ort und wissen, wo die Schwerpunkte liegen. „Und: Bei Bedarf können sie sich ausbilden lassen oder leiten schon zum Beispiel Bewegte Pausen, Yoga- oder Spinning-Kurse oder Ähnliches“, sagte sie. Zudem erfüllen die BGF-Akteure eine weitere Voraussetzung: Sie haben Freude an Sport und der Bewegung und daran, Gruppen aktiv zu leiten.
Das Team A&G der BGHW bietet zahlreiche Aktionen an: Laufgruppen, bewegte Pausen, Yoga und Rückengymnastik und vieles mehr, machte die sportbegeisterte BGHW-Mitarbeiterin deutlich. „Wir tauschen uns regelmäßig aus und holen uns Feedback der Kolleginnen und Kollegen vor Ort ein“, sagte sie.
Dienstreisen, Telearbeitsplätze, mobiles Arbeiten – die BGHW-Beschäftigten sind vielseitig im Einsatz: Um möglichst viele Beschäftigte zu erreichen, bietet das BGHW-Team A&G Sport- und Ausgleichsangebote digital und in Präsenz an. „In hybriden Yoga-Einheiten oder Mobilisationskursen können sich Kolleginnen und Kollegen online dazuschalten, die Angebote stellen wir auf einer Online-Plattform zur Verfügung, so dass sie auch unabhängig von Ort und Zeit flexibel nutzbar sind“, so Morast.
Wie wichtig der soziale Aspekt des Betriebssports in Präsenz ist, macht das Feedback deutlich, das viele Kolleginnen und Kollegen dem A&G-Team geben. Auch das berücksichtige man bei der Planung ebenso wie die Ausrichtung der Kursinhalte, die für möglichst breite Alters- und Interessengruppen entwickelt werden.
Eine der größten Herausforderungen für das Team sei das Thema Motivation. „Mit neuen Trends und Angeboten wie die Teilnahme an Firmenläufen, die Einführung eines Wanderpokales möchten wir möglichst viele Kolleginnen und Kollegen erreichen,“ betonte Christine Morast. „Es hilft sehr, dass die Geschäftsführung sehr dahinter steht, für bewegte Pausen wirbt oder auch schon mal beim Yoga mitmacht. Neben Spaß sind die gemeinsamen Erlebnisse und das Miteinander im Betriebssport die größte Motivation.“
Fragen zum Betriebssport und Betriebliche Gesundheitsförderung können Sie gerne an Christine Morast per E-Mail stellen.
Hat gut getan.
„Alle sind sehr geschmeidig“, stellte Christine Morast fest. Sie brachte die BGHW-Gäste mit abwechslungsreichen Gymnastik-Übungen und Musik in Bewegung. Seitenwechsel, Arme nach links oben, nach rechts oben, Schulterkreisen, Beine schütteln… Tolle Entspannungsübungen für zwischendurch – zur Begeisterung der Besucherinnen und Besucher.
Versicherungsschutz beim Betriebssport
Was ist, wenn ich mich beim Betriebssport verletze?
Peter Scheurich, Referent Recht der BGHW, Direktion Mannheim, erläuterte den Gästen am vierten BGHW-Thementag in der Para-Sport-Lounge NRW, unter welchen rechtlichen Voraussetzungen Verletzungen im Betriebssport unter gesetzlichen Versicherungsschutz fällt.
„Wichtig ist, dass der Betriebssport Ausgleichscharakter hat und nicht dem Spitzensport oder Wettkampfsport dient“, so Scheurich.
Die Veranstaltung sollte vom Unternehmen organisiert sein.
„Der Teilnehmerkreis ist im Wesentlichen auf das Unternehmen zu beschränken.“ Auch das gehöre zu den Rahmenbedingungen für den gesetzlichen Unfallversicherungsschutz.
Zeit und Dauer sollten unmittelbar mit der Tätigkeit in Unternehmen zusammenhängen.
„Das Training ist regelmäßig durchzuführen und auch die Teilnahme sollte regelmäßig erfolgen“, so Scheurich. Übungszeit und Übungsdauer müssen im angemessenen Verhältnis zur Arbeitszeit stehen.
Mitgliedsbetriebe, die Fragen zum Betriebssport haben, können sich per E-Mail an die BGHW wenden.
Heute: Betriebssport als Präventionsangebot
Mit einem großen und wiederum bewegendem Thema geht es am vierten und letzten BGHW-Thementag in der Para-Sport-Lounge NRW in Düsseldorf weiter. Unter dem Motto „Bedeutung des Betriebssportes als Präventionsangebot“ werden kompetente Dozentinnen und Dozenten Informationen und wertvolle Tipps geben.
- Wann ist ein Unfall während des Betriebssportes ein Versicherungsfall?
- Wie sieht organisierter und gemeinnütziger Betriebssport in der Praxis aus?
- Wie lässt sich inklusiver Betriebssport organisieren?
- Wie gestaltet die BGHW ihren Betriebssport?
- Welche Angebote sind attraktiv und willkommen?
Freuen Sie sich auf einen spannenden BGHW-Thementag und folgen Sie uns auch gerne auf den BGHW-Social-Media-Kanälen.
Unsere Kolleginnen Meike Paul und Rike Schmickler-Bouvet sind für unsere Social Media Kanäle live vor Ort. Schauen Sie auch in unsere Instagram Story für Bilder, Statements und Eindrücke live aus Düsseldorf.
Über das Zusammenspiel von Körper, Psyche und sozialem Umfeld
Wie umfangreich, vielseitig und inspirierend die Ausbildungen des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Nordrhein-Westfalen sind, erläuterte Julian Michels, Referent Qualifizierung des BRSNW.
„Ziel unserer Aktivitäten ist, Menschen zusammenzubringen, zu motivieren und in den Austausch zu bringen“, sagte er beim BGHW-Thementag in der Para-Sport-Lounge NRW. Der Verband biete Übungsleiterausbildungen für Breitensport, Rehabilitationssport und Leistungssport an.
Bei allen Ausbildungen bilde das „Biopsychosoziale Modell“ die Grundlage. Dabei gehe es um die ganzheitliche Betrachtung und das Miteinander von Körper, Psyche und sozialem Umfeld.
Das Zusammenspiel von Kraft und Ausdauer, und Erfolgserlebnis in der Gemeinschaft vermittelte der Sportler den Zuschauerinnen und Zuschauern in der Lounge mit einer gemeinsamen Koordinationsübung unter dem Motto „Ich bin körperlich total fit!“ Das war nicht zu übersehen: Die gemeinsame Aktion brachte ein heiteres Erlebnis in der Gemeinschaft – mit Spaß und Begeisterung.
Die eigene Kultur gehörloser Menschen
„Gehörlose und Menschen mit Gehörbeeinträchtigung haben ein eigenes Selbstverständnis. Sie bewegen sich in einer eigenen Kultur mit eigenen Ritualen. Das Nicht-Wahrnehmen der äußeren Geräusche stresst, macht müde und ist anstrengend. Gehörlose müssen viel schauen und sehr aufmerksam sein.“
Alexander Zimpelmann, Bundestrainer der Deutschen Gehörlosen-Nationalmannschaft, die im Mai 2024 in der „European Deaf Handball Championship“ Vize-Europameister wurde, zog die Gäste in der Para-Sport-Lounge NRW in seinen Bann.
„Für Menschen mit Gehör-Beeinträchtigung ist Sport besonders wichtig, auch, weil er Menschen zusammenbringt“, betonte der Handballsportler, der seit 2017 Trainer des deutschen Nationalteams ist und mit seinem Team inzwischen auf zahlreiche Erfolge blicken kann.
Anschaulich beschrieb der BGHW-Mitarbeiter die Herausforderungen des Alltags und des Handballsports gehörloser und hörbeeinträchtigter Menschen und die Visionen des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes (DGSV). Dieser wurde übrigens 1910 als Verband Deutscher Taubstummen-Vereine für Leibesübungen in Köln gegründet.
„Heute zählt der Verband knapp 8000 Mitglieder und umfasst alle Sparten des Deutschen Gehörlosensportes. Doch unser Verband muss noch bekannter werden. Wir müssen sichtbarer werden, auch um eine gerechte Förderung unserer Sportarten zu erzielen“, so Zimpelmann, der selbst hochgradig schwerhörig ist. „Ich höre noch ein paar Töne, eher dunkle als hohe Töne“, schilderte er. Vogelgezwitscher könne er deswegen nicht hören. Wichtig für die Kommunikation sei das Lippenbild des Menschen gegenüber, um Lippen lesen und gut wahrnehmen zu können, machte der Fachmann deutlich. Als Außenstehender könne man erst mal nicht wissen, dass ein Mensch hörbehindert sei. Dazu müsse die Person beitragen, indem sie sich offenbare, so Zimpelmann.
„Und wie vermittelst du den Handballspielern im Time-out Tipps und Hinweise?“ Die Frage der interessierten Gäste beantwortete Zimpelmann gerne. „Anfangs mussten wir feststellen, dass sich während der Spiele die Kommunikation von der Trainerbank zu den Spielern nicht einfach gestaltete“, gestand er.
Da könne man nicht einfach auf dem Feld direkt mit dem Athleten reden, sondern müsse von der Trainerbank außenstehend versuchen, zu unterstützen. „Wir haben drei Trainer, sprechen in einer mit den Athleten vereinbarten Gebärdensprache, aber auch mit Lautsprache. Wir zeigen Texttafeln, auf denen wir Hilfestellung mit Hinweisen und Eigenschaften formulieren, wie zum Beispiel ‚schnell nach hinten laufen! Umdrehen!‘ und vieles mehr.
Während meiner Traineransprache und dem Zeigen einer schriftlich verfassten Tafel, bereitet mein Kollege ein Taktikboard zum Ende des Time-outs vor. Das läuft gut und der Erfolg gibt uns recht“, so der engagierte Handball-Profi.
Mit Interesse hörten die Besucherinnen und Besucher, was viele nicht wussten: Gehörlose haben einen eigenen internationalen Wettbewerb. Anders als die Paralympics und Special Olympics, werden die Deaflympics von Betroffenen für Betroffene organisiert und durchgeführt. „Diese wurden – vor 100 Jahren – 1924 erstmals in Paris veranstaltet und sind erst seit 2001 vom IOC offiziell anerkannt“, erläuterte Zimpelmann, der innerhalb der BGHW-Vielfaltskampagne gemeinsam mit seinem Kollegen Mate Kvesic auf den BGHW-Social-Media-Kanälen Gebärdensprache erklärt.
Auch den Gästen in den Düsseldorfer Schadow-Arkaden vermittelte der 53-Jährige einen Gebärden-Gruß: Der weltweit gelebte Solidaritätsgruß aus dem Englischen setzt sich aus drei Buchstaben zusammen und wird an drei Fingern einer Hand signalisiert: ILY für I Love You (Ich liebe Dich).
„Dieses Handzeichen steht nicht nur als Liebeserklärung zwischen zwei Menschen, sondern auch für Sympathie und Solidaritätsbekundung“, erklärte der Trainer. Und diese Sympathiebekundung gaben die Gäste der Para-Sport-Lounge NRW Alexander Zimpelmann und den Vortragenden des BGHW-Thementages aus vollem Herzen zurück.
Mit Sportcoachs Versicherte raus aus Wohnung und Einsamkeit holen
Sportcoachs können in der Rehabilitation und Teilhabe von Versicherten nach einem Unfall oder einer Berufskrankheit eine besondere Schlüsselrolle spielen. Das zeigten die Ausführungen von Ralf Janello, Fachbereichsleiter Reha-Management der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).
Er berichtete in der Para-Sport-Lounge NRW darüber, auf welchem Weg in der BGW Sportcoachs etabliert wurden. Wie sich aus einer ersten Idee ein Konzept und Pilot in der gesetzlichen Unfallversicherung entwickelte, erläuterte Janello zahlreichen Fachleuten, darunter Reha-Beraterinnen und Reha-Berater der BGHW, die zum Thementag in die Schadow-Arkaden gekommen waren.
Menschen, die nach einem Unfall oder Berufskrankheit aus dem gesellschaftlichen Leben fallen, können über Sport und Bewegung wieder zurückfinden in soziale Teilhabe. Das ist bekannt.
„Wir versuchen, Versicherte, die länger als sechs Monate an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft behindert werden, mithilfe von Sportcoachs wieder zurück in die soziale Teilhabe zu bringen“, sagte Janello. Man wolle Versicherte raus aus der Wohnung und Einsamkeit holen.
Im ersten Schritt informieren Reha-Beraterinnen und -Berater über die Möglichkeiten sportlicher Aktivitäten. Man habe dazu Kataloge mit vielen verschiedenen Sportarten und Informationen erstellt. Darüber werde mit dem oder der jeweiligen Versicherten eine geeignete Sportart ausgewählt. Wenn Versicherte Interesse bekunden, übernehmen die Sportcoachs, allesamt Spezialisten aus dem Behindertensport. Diese begleiten interessierte Versicherte auf dem Weg, Sport und Bewegung als festen Bestandteil ins Leben einzubauen.
Das Fazit: Wer sportlich aktiv wird, geht seltener zum Arzt und benötigt weniger Kontakt zum Reha-Management.
Ralf Janello: „Die positiven Erfahrungen der BGW fließen in den Handlungsleitfaden Sport der DGUV ein, der in Kürze verabschiedet wird. Das freut uns sehr, stecken doch in diesem Projekt viele Jahre Arbeit.“
Viele Menschen erreichen
„Diese Veranstaltung ist so schön“, schwärmte Matthias Körner, fachlicher Leiter der Physiotherapie in der BG Klinik Frankfurt.
Der Spezialist der technischen Orthopädie zeigte sich begeistert von den Thementagen, die die BGHW und der Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) in der Para-Sport-Lounge NRW anbieten.
„Leistungssport und Breitensport mit Blick auf Inklusion in dieser Art darzustellen und diese Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen, das ist ganz besonders. Damit kann man viele Menschen erreichen“, sagte Körner.
„Es ist total schön, zu sehen, was alles gemacht wird“, sagte der Fachmann.
Gemeinsam mit seinem Kollegen, Dr. Sebastian Benner, leitender Oberarzt im BG Service- und Rehabilitationszentrum der Frankfurter BG Klinik, und mit Tatjana Schock, Vorsitzende der Initiative „Laufen im Wind“ und Prothesenträgerin sowie mit Orthopädie-Techniker Sayed Mohammad Hussaini, ebenfalls Prothesenträger, erläuterte er verschiedene Aspekte zum Thema „Hochleistungssport mit Amputation“. Dabei ging es unter anderem sowohl um Prothesen, als auch um inklusives Golfen als Projekt.
Prothesen im Fokus
Prothesen unter der Lupe: Die Unterschiede zwischen Alltags- und Sportprothesen kristallisierte Carina Ameling von APT-Prothesentechnik heraus. Vor zahlreichen Reha-Beraterinnen und -Reha-Beratern erläuterte die Orthopädietechnik-Mechanikerin die Feinheiten, die es beim Prothesen-Einsatz zu beachten gibt. „Damit die Prothesen optimal und problemlos genutzt werden könnten, müssen sie in der Praxis jeweils zweckentsprechend eingesetzt werden“, betonte die Fachfrau.
Angetan zeigte sie sich von der Veranstaltungsform der Para-Sport-Lounge NRW in den Schadow-Arkaden: „Eine schöne Bühne für den Parasport“, so Ameling.
Hilfsmittel im Spannungsfeld
Hilfsmittel wie Rollstuhl, Prothesen, Schienen und Schuhe spielen in der Rehabilitation und auch im Rehasport eine große Rolle.
Dies machte in der Para-Sport-Lounge NRW auch Thomas Künkler in seinen Ausführungen deutlich. Der Teamleiter der Rehabilitationsberatung der BGHW-Regionaldirektion West beleuchtete die Aspekte der Hilfsmittelversorgung aus Verwaltungsseite.
„Wir bewegen uns stets in dem Spannungsfeld‚ mit allen geeigneten Mitteln und dem verantwortungsvollen Umgang mit Beiträgen unter Berücksichtigung von Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit“, beschrieb er. Auch mit Blick auf den Rehasport sei dies stets zu berücksichtigen, wohl wissend, wie groß die Bedeutung des Rehasports für Menschen nach einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit seien.
"Die Relation zwischen den Kosten und dem angestrebten Reha-Erfolg muss stimmen“, so Künkler.
Mobilität im Rollstuhl
Das Einmaleins des Rollstuhlfahrens vermittelte Peter Richarz mithilfe einiger Gäste in der Para-Sport-Lounge NRW. Richarz ist Vertreter des Deutschen Rollstuhlsportverbandes (DRS) und des BG Klinikums Hamburg und Kommunikator für das Thema Mobilität für Menschen mit Einschränkungen.
In den Düsseldorfer Schadow-Arkaden demonstrierte er, dass Rollstuhlfahren gelernt sein will und wie wichtig gutes Grundlagentraining ist.
Eines seiner Ziele ist: Mut machen und aufzeigen, was alles möglich ist.
„Für viele Menschen, die nicht in einem Fachzentrum behandelt werden, ist es schwierig, ein qualifiziertes Mobilitätstraining zu finden“, so Richarz. Daher sei es gut, dass vor kurzem das Projekt „romowo“ (RollstuhlMobilität Wohnortnah) der Aktion Mensch in Kooperation mit dem Deutschen Rollstuhlsportverband (DRS) gestartet sei.
Weitere Infos dazu unter https://www.fi-bs.de/projekte/rollstuhlmobilitaet-wohnortnah-romowo/
Laufen im Wind: Lauftreff für Amputierte und Sportprothesentests
„Wir möchten laufwillige Menschen mit Beinamputation unterstützen, denen die finanziellen Mittel für eine Sportprothese fehlt“, erklärte Tatjana Schock, Vorsitzende der „Initiative Laufen im Wind“, die Ziele des 2020 während der Corona-Pandemie gegründeten Vereins. Wie, das erklärte sie den Gästen der Para-Sport-Lounge NRW im Team mit Dr. Sebastian Benner, leitender Oberarzt im BG Service- und Rehabilitationszentrum, und Matthias Körner, fachlicher Leiter der Physiotherapie der BG Klinik Frankfurt beim Thema „Hochleistungssport mit Amputation“.
Nicht jeder Amputierte hat automatisch einen Anspruch auf eine Sportprothese. „Das kann nicht sein: Wir finden es unfair, dass Menschen, nicht laufen können, weil sie sich die Prothesen nicht leisten können. Und weil Laufen nicht zu den Grundbedürfnissen gehören soll, haben Betroffene kein Recht auf finanzielle Unterstützung. Wir alle wissen, wie wichtig der Reha-Sport für Menschen mit Beeinträchtigung ist“, bekräftigte Tatjana Schock, seit 2017 selbst Prothesenträgerin.
Daher haben sie und andere Interessierte einen Verein gegründet. Zu den gemeinsamen Aktionen zählen Testtage für interessierte Prothesenträger. Der Verein „Initiative Laufen im Wind" mit Sitz in Frankfurt veranstaltet mehrmals jährlich Laufevents für Amputierte und stellt dafür Laufprothesen unentgeltlich zur Verfügung. „Wir stellen die Infrastruktur, sprich Prothesen, Orthopädietechniker und Lauftrainer, und dann kann getestet werden“, so Schock. Damit laufbegeisterte Menschen wieder Laufwind im Gesicht spüren können.
Und wie geht es weiter, wenn alles gut zusammenpasst? „Ziel des Vereins ist es, einen wöchentlichen Lauftreff anzubieten, bei dem Betroffene mit Prothesen laufen können“, so Schock.
Weitere Infos unter www.laufen-im-wind.de
Aus der Opferrolle in einen neuen Lebensabschnitt
Gute Noten für die BGHW gab es gleich zum Start in den dritten Thementag in der Para-Sport-Lounge NRW in Düsseldorf aus dem Munde des Versicherten Kim Cremer.
Vier Jahre nach einem schweren Wegeunfall hatte der Familienvater seinen Fuß amputieren lassen, weil die Schmerzen unerträglich waren. Seitdem ist er Prothesenträger – und erfolgreicher Paratriathlet.
„Die BGHW war gleich nach dem Unfall an meiner Seite und begleitet mich seitdem. Anfangs bin ich von anderen gewarnt worden, pass auf, dass es dir nicht zu gut geht“, wurde mir gesagt. Bis heute kann ich nur Positives berichten“, so Cremer. „Ob bei der medizinischen Rehabilitation, der Umschulung oder bei der Unterstützung im Alltag.“ Einzelheiten schilderte der Weltklasse-Sportler den rund 50 Gästen anschaulich mit einer Präsentation.
„Anfangs war ich persönlich total überfordert, hatte Angst Fehler zu machen“, verriet er. „Und ich bin stolz, heute darüber reden zu dürfen“, sagte er, nachdem geschildert hatte, wie er seine Opferrolle verlassen konnte. Heute konzentriert sich Cremer unter anderem auf die Welt- und die Europameisterschaft im Paratriathlon. Motivation alleine sei jedoch nicht ausreichend, um langfristig erfolgreich zu sein. Auch Disziplin und Routine gehörten dazu.
„Wir sind stolz, dass wir einen Versicherten haben, wie Sie,“, betonte Sven Königer, Leiter der Stabstelle Rehabilitation und Leistungen und Moderator des Thementages.
Lesen Sie auch unseren E-Magazinartikel Run Baby run!
Einblicke in die Arbeit von Hartmut Wahlig als Reha-Berater bei der BGHW erhalten Sie in unserem Artikel:
Tim Mayer: Mit starkem Willen zurück ins Leben
Ich brauche Menschen mit Begeisterung
"Ich kann nicht einfach ins Sanitätshaus gehen und nach kompensatorischen Hilfsmitteln für meinen Reitsport fragen. Ich brauche Menschen mit Begeisterung, ein Team, das mit mir ausprobiert und tüffelt, bis alles an Hilfsmitteln perfekt auf mich und mein Pferd abgestimmt ist.“
Dass Gianna Regenbrecht, Para-Dressurreiterin und WM Teilnehmerin von 2022 für ihren Leistungssport brennt, war in der Para-Sport-Lounge NRW für alle Gäste spürbar. Die 30-jährige ist durch einen Reitunfall inkomplett querschnittgelähmt.
Um als Paradressurreiterin aktiv sein zu können, brauche es neben den kompensatorischen Hilfsmitteln auch das passende Pferd.
Und: „Mit meiner Querschnittslähmung brauche ich zum Beispiel besondere Steigbügel, damit meine Füße nicht durchrutschen oder einen kleinen Gurt über meinen Oberschenkeln, der mir hilft, einen perfekten Sitz im Sattel zu haben. Und ich brauche ein Team, das mir hilft, da ich alleine nicht aufs Pferd komme“, schilderte die Medizinstudentin, die Co-Kommentatorin für die ARD-Paralympics und Mitglied im deutschen Kader der Dressurreiter ist.
Durch die Verletzung ihres Pferdes konnte sie die Qualifikationsphase für die Paralympics nicht abschließen. Nun hat sie sich auf die Fahne geschrieben, den Sport zu erklären und in die Öffentlichkeit zu bringen, damit der Para-Dressursport „die Aufmerksamkeit bekommt, die er so sehr verdient hat! Denn es steckt für alle Athletinnen und Athleten und ihre Pferde so wahnsinnig viel Arbeit dahinter“, weiß sie.
Reha-Sport ist Teilhabe
„Reha-Sport ist Teilhabe, ganz egal in welchem Setting“, sagte Professor Dr. Rüdiger Mielke, Facharzt für Sportmedizin, Neurologie und Psychiatrie sowie Landessportarzt im BRSNW.
Der Lehrstuhlinhaber für Neurowissenschaften und Rehabilitation an der Universität Köln beleuchtete in der Para-Sport-Lounge NRW die medizinischen Aspekte und Möglichkeiten des Rehasports.
"Grundsätzlich können auch nach langer Zeit des Aussetzens gute Veränderungen erzielt werden“, stellte er fest.
Sport wirke sich nachweislich auf vielen Ebenen positiv aus. Zahlreiche negative Faktoren ließen sich verändern. Ob auf die Lebensqualität, Kraftsteigerung, Depressionen oder auf das Fatigue-Syndrom – die vielseitigen positiven Effekte seien häufig langanhaltend. Auch das Sportcoaching biete viele Möglichkeiten und auch nach Jahren lasse sich noch viel erreichen, sagte Professor Dr. Mielke, auch aus seiner Erfahrung als zertifizierter System Coach.
Ohne Breitensport geht es nicht
„Ich finde es großartig, dass die Thementage hier in der Para-Sport-Lounge NRW gleich mehrere Zielgruppen ansprechen“, schwärmte David Behre.
Der ehemalige paralympische Sprinter und mehrfache Medaillenträger hatte 2007 bei einem Unfall beide Unterschenkel verloren und sich noch im Krankenhaus für eine Karriere als Parasportler entschieden.
Mit Erfolg: Bei den Paralympics 2012 in London holte der Sprinter in der 4x100 Meter Staffel Bronze. Vier Jahre später, bei den Paralympics in Rio de Janeiro, gewinnt er Gold mit der 4x100 Meter Staffel. 2016 erhielt er zudem für seine Leistungen über 400 Meter Paralympics Silber und über 200 Meter Bronze.
Zwei Weltmeistertitel gingen 2015 an Behre: über 400 Meter und in der 4x400 Meter Staffel.
In der Para-Sport-Lounge NRW war er als Mitbetreiber und Experte der APT-Prothesentechnik gefragt und willkommener Gesprächspartner bei den Gästen.
„Diese Thementage helfen, den Parasport und auch den Reha-Breitensport sichtbarer zu machen. Denn ohne Breitensport geht es nicht an die Spitze“, so der 37-Jährige.
BGHW und BRSNW haben viele Berührungspunkte
„Durch die Zusammenarbeit, das Verständnis und das gegenseitige Kennenlernen stelle ich fest, dass die BGHW und der BRSNW viel mehr Berührungspunkte und Übereinstimmung haben, als wir vorher wahrgenommen haben“, sagte Reinhard Schneider, Vorsitzender des Behinderten- und Rehabilitationssportverbands Nordrhein-Westfalen (BRSNW) zur Eröffnung des zweiten BGHW-Thementages in der Para-Sport-Lounge NRW.
Auch die Ziele der BGHW und des BRSNW stimmten in vielen Bereichen überein, so Schneider. Dies könne man künftig bei der Umsetzung im Bereich des Reha-Sports stärker einbringen. Neben der Vorstellung der Ziele und Aktivitäten des Verbandes nahm Schneider auch die Möglichkeiten des Breitensports als mögliche gemeinsame Zielsetzung für den BRSNW und die BGHW in den Fokus.
„Ich bin froh, dass wir die Gelegenheit haben, gemeinsam mit der BGHW entsprechende Bewegungsangebote nach vorne zu bringen und wir uns gegenseitig austauschen und informieren."
Brücken bauen vom Krankenbett zum Breitensport
„Wir wollen Brücken bauen – vom Krankenbett zum Breitensport“, beschrieb Sven Königer, Leiter der Stabsstelle Rehabilitation und Leistungen, einen Schwerpunkt des zweiten BGHW-Thementags in der Para-Sport-Lounge NRW. Rund 60 Gäste sind in die Düsseldorfer Schadow-Arkaden gekommen, um sich mit den Zielen des Reha-Sportes innerhalb des Rehabilitationsprozesses zu beschäftigen. Darunter zahlreiche Referentinnen und Referenten sowie Reha-Beraterinnen und Reha-Berater der BGHW und anderer BGen sowie Unfallkassen.
„Egal welche Ereignisse passieren, wir als BGHW werden weiter der Fels in der Brandung sein und aus vollem Herzen unser Ziel verfolgen und dafür sorgen, Menschen nach Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu helfen und Sicherheit zu geben“, betonte Sven Königer.
Ziel sei es, Menschen zurückzuführen in die Arbeit, in die Mitte der Gesellschaft und in die soziale Teilhabe. „Ohne Sport ist das kaum vorstellbar“, betonte Königer, Moderator dieses Thementages. Wer könnte das besser beurteilen, als Menschen, die aus eigener Erfahrung sprechen? Anstelle des kurzfristig verhinderten Dirk Boßmeyer schilderte der BGHW-Versicherte Kim Cremer seinen Weg zum Sport und sprach im Interview mit Marita Klinkert, Mitglied der BGHW-Geschäftsführung für den Bereich Rehabilitation und Leistungen, Klartext:
„Das, was in den Köpfen vieler Menschen vorgeht, im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung, das stört mich besonders. Vor allem mit Blick auf die Kommunikation und Ansprache“, antwortete Cremer auf die Frage von Maria Klinkert, welche Situationen ihn besonders stören.
Cremers Empfehlung, um Menschen fürs Sporttreiben zu motivieren: „Nicht mit der Brechstange vorgehen, sondern kleine Ziele stecken, schon vom Krankenbett an.“
Ein Jahr nach Amputation in der Bundesliga aktiv
„Andere laufen Marathon mit Prothesen. Warum soll ich das nicht auch können?“, sagte sich Lagerlogistikfachkraft Dirk Boßmeyer als er nach einem schweren Wegeunfall im Krankenhaus erfuhr, dass sein linkes Bein amputiert werden musste. Warum der Familienvater innerhalb eines Jahres wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren konnte und seit Mitte 2023 Bundesliga im HSV-Team Amputierten-Fußball spielt, erzählt er heute in der Para-Sport-Lounge NRW im Gespräch mit Marita Klinkert, Mitglied der BGHW-Geschäftsführung.
Das Interview mit Dirk Boßmeyer bildet den Auftakt des zweiten BGHW-Thementages in der Para-Sport-Lounge NRW in den Düsseldorfer Schadow-Arkaden. Auch heute erwartet die Gäste – parallel zu den Paralympics in Paris, die live übertragen werden – ein spannendes Programm, bei dem die Bedeutung und die Möglichkeiten des Behindertensports im Fokus stehen.
Bleiben Sie dran!
Mehr zu Dirk Boßmeyers Geschichte lesen Sie hier in unserem Artikel.
Dreikampf in der Para-Sport-Lounge NRW
„Hier läuft es super. Das ist ein tolles sportliches Event und wir sind stolz, an den BGHW-Thementagen parallel zu den Paralympics den Behindertensport in den Fokus zu nehmen“, betonte BGHW-Moderatorin Katja Sessig zum Auftakt der Thementage in der Para-Sport-Lounge NRW. „Sie bestreiten heute mit uns einen Dreikampf“, umriss die BGHW-Referentin Rehabilitation und Leistung die Themenschwerpunkte:
„Informationen rund um das Thema Behindertensport und Inklusion“, „Bedeutung des Behindertensports und Hilfsmittel für den Rehabilitationsprozess“, „Projekte im Rehabilitations- und Behindertensport sowie „Herausforderungen und Visionen des Gehörlosenverbands" standen im Mittelpunkt des Thementages der rund 80 Gäste in der Lounge.
„Die BGHW möchte ihre Versicherten gerne zu mehr Sport bewegen“, sagte Katja Sessig.
Vielfältige Bedürfnisse jedes Einzelnen beachten
Wie wichtig ein angepasstes Hilfsmittel für jeden Einzelnen ist, zeigten Axel Görgens vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW und Rollstuhlfahrer Patrick Moser auf der Bühne der Para-Sport-Lounge in der Praxis. Die Aspekte der Rollstuhlversorgung standen bei ihren Ausführungen im Mittelpunkt.
„Ein Hilfsmittel wie ein Rollstuhl muss immer individuell angepasst werden. Dabei gibt es vielfältige Bedürfnisse jedes Einzelnen zu beachten“, betonte BRSNW-Referent Görgens. Patrick Moser und er machten deutlich, wie groß die Auswirkung eines Sitzkissens auf die stabile Sitzposition des Nutzers sein kann und welche Bedeutung dies im Alltag hat. „Für Patrick hat es unbezahlbare Auswirkungen“, so Görgens.
BAR-Geschäftsführerin Miyanyedi: „Da können wir besser werden!“
„Reha-Sport ist ein wirksames und wirtschaftliches Mittel, ganz ohne Nebenwirkungen, um Teilhabe – sozial und beruflich – zu sichern“, betonte Gülcan Miyanyedi vor rund 80 Gästen der BGHW in der Para-Sport-Lounge NRW. Die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) hob in ihren Ausführungen die Bedeutung des Sports für die Rehabilitation und Integration von Menschen hervor.
„Das Potenzial von Reha-Sport für Rehabilitation und soziale Teilhabe nutzen – da können wir besser werden“, sagte sie.
Gabriele Menge-Ullbrich: „Selbsterfahrung in den Fokus nehmen“
„Als Mitglied der Selbstverwaltung hält man sich immer wieder vor Augen: Für wen sind wir hier? Veranstaltungen wie die Paralympics und das Netzwerken in der Para-Sport-Lounge NRW sind wichtig, um auch den Blickwinkel der verletzten Personen und Versicherten einzunehmen“, sagt Gabriele Menge-Ullbrich, Vorsitzende des Klinik- und Reha-Ausschusses der BGHW und Selbstverwaltungsmitglied.
„Als Anregung nehme ich mit, dass wir bei den Treffen des Klinik- und Reha-Ausschusses die Selbsterfahrung stärker in den Fokus nehmen. Wir sollten alle selbst in Rollstühlen Platz nehmen, um besser einschätzen zu können, über was wir sprechen.“
Bachelor-Studenten: Beeindruckt von den Möglichkeiten des Behindertensports
„Bislang hatten wir keine Berührung mit dem Thema Behindertensport, auch nicht im privaten Umfeld“, stellt Patrick Milian für sich und seinen Mitstudierenden Kosmos Newton am ersten BGHW-Thementag in der Para-Sport-Lounge NRW in den Düsseldorfer Schadow-Arkaden fest. Nach den ersten Interviews und Vorträgen waren sie sich einig: „Die BGHW-Veranstaltung anlässlich der Paralympics in Paris macht deutlich, was nach einem Unfall innerhalb der Rehabilitation für Versicherte getan wird“, zeigten sie sich beeindruckt. Patrick und Kosmos zählten zu den rund 40 BGHW-Bachelor-Studentinnen und -Studenten, die die Möglichkeit hatten, sich am Thementag zur „Bedeutung des Behindertensports“ in der Para-Sport-Lounge NRW über Rehabilitation und die Chancen nach einem schweren Unfall oder einer Berufskrankheit zu informieren.
„Gut finde ich auch, dass kritisch gesagt wird, was man besser machen kann. Ich bin froh, hier zu sein“, ergänzte Patrick Milian. Kosmos Newton zeigte sich besonders beeindruckt von den Schilderungen des Parasportlers Kim Cremer. Der BGHW-Versicherte hatte seine Erfahrungen und seine eindrucksvolle sportliche Laufbahn nach einem schweren Wegeunfall geschildert. Nachdem sein Fuß amputiert worden war, hat er den Triathlon für sich entdeckt. „Vor seinen Leistungen habe ich Respekt. Ich denke, mit einer Beeinträchtigung Sport zu treiben ist schon schwieriger, als ohne“, meinte Kosmos.
Kim Cremer beeindruckt als Experte in eigener Sache
Großes Hallo und begeisterter Beifall in der Para-Sport-Lounge für Podiumsgast Kim Cremer. Der BGHW-Versicherte und Spitzen-Para-Triathlet sorgte gleich zum Auftakt in der Para-Sport-Lounge NRW für Aufsehen und gespitzte Ohren. Beeindruckend seine Schilderung, wie Sport sein Leben veränderte und welche Rolle Sport heute in seinem Leben spielt.
Vor rund 80 Gästen stand er Marita Klinkert, Mitglied der BGHW-Geschäftsführung, Rede und Antwort. Die Gäste in der Para-Sport-Lounge hingen an seinen Lippen, als er den Lebensweg seit seinem Wegeunfall schilderte. Der Familienvater hatte sich Jahre nach seinem Unfall dafür entschieden, seinen Fuß amputieren zu lassen, weil die Schmerzen unerträglich waren. Inzwischen ist er Para-Triathlet und trainiert mit Weltspitze-Sportlerinnen und Sportlern. Anschaulich schilderte er seine Erfahrungen und seine Anfänge des Rehasports, die in seiner sportlichen Laufbahn mündeten.
Erfreut über die Bitte von Marita Klinkert, aus seiner Perspektive Vorschläge zu unterbreiten, wie man Menschen nach einem Arbeitsunfall oder Berufskrankheit noch besser unterstützen kann, gab er wertvolle Hinweise aus seiner Erfahrung: Die Kommunikation und der Austausch mit Gleichgesinnten seien für ihn sehr hilfreich gewesen. „Mir hat es geholfen, mit anderen Amputierten zu sprechen. Was die Ärzte sagen, ist eine Seite, aber was andere Menschen aus ihrer eigenen Erfahrung sagen, das ist etwas anderes. Gleichgesinnte, die einem sagen können, wie schwer die erste Zeit ist, dass es Geduld braucht. Und dass man körperlich wieder viel neu lernen muss. Das ist die andere Seite.“
Auch am Nachmittag war Cremer als Ansprechpartner in der Lounge gefragt, als es um Prothesentechnik und Hilfsmittel ging. Cremer arbeitet inzwischen bei APT-Prothesentechnik und gab als Experte in eigener Sache konstruktive Infos, worauf es ankommt, wenn man nach Amputation eine Prothese benötigt.
Live-Schalte nach Paris
„Bonjour Paris“, hieß es am frühen Nachmittag in der Para-Sport-Lounge NRW in Düsseldorf. Um punkt 14 Uhr wurde eine Live-Schalte zu den Paralympics in Paris gestartet. Marita Klinkert, Roland Kraemer und die Gäste in der Lounge begrüßten an den Bildschirmen den BGHW-Vorstandsvorsitzender Manfred Wirsch und Ulf Mehrens, Präsident des Internationalen Basketballverbandes sowie des Deutschen Rollstuhlsportverbandes. Sie schilderten live ihre Eindrücke der Eröffnungsfeier am Vorabend in Paris und hoben die Bedeutung des Para-Sports hervor. Einmal mehr werde deutlich, warum die Paralympics für den Rehasport eine so große Vorbildfunktion haben.
Zu Gast in Düsseldorf: Kim Cremer
Unserer Community aus den sozialen Netzwerken dürfte das ein bekanntes Gesicht sein: Kim Cremer. Der Triathlet und Versicherte der BGHW hat nur knapp den Einzug in die Paralympischen Spiele in Paris verpasst. Heute erzählt er von seinem Wegeunfall im Jahr 2013 und der darauf folgenden Amputation, mit denen er nicht nur negative Erlebnisse verbindet: „Nach dem Unfall und der Amputation ist mein Leben im besten Sinne um 250 Prozent eskaliert“, erinnert er sich.
Mehr zu Kim Cremers Geschichte lesen Sie hier in unserem Artikel.
Thementage zu Paralympics in Paris
Sportliche Aktivitäten sollen künftig noch stärker systematisch in den Rehabilitationsprozess von Menschen mit Beeinträchtigung nach einem Unfall oder einer Berufskrankheit eingebunden werden. Anlässlich der Paralympics in Paris stellen Marita Klinkert, Mitglied der BGHW-Geschäftsführung, und Vorstandsvorsitzender Roland Kraemer in der Para-Sport-Lounge NRW in Düsseldorf Einzelheiten vor.
Verfolgen Sie uns live auf Instagram!
Unsere Kolleginnen Meike Paul und Rike Schmickler-Bouvet sind für unsere Social Media Kanäle live vor Ort. Schauen Sie auch in unsere Instagram Story für Bilder, Statements und Eindrücke live aus Düsseldorf.
29.08.2024 - Marita Klinkert und Roland Kraemer eröffnen Para-Sport-Lounge
Sport spielt als Teil der Rehabilitation nach Unfallverletzungen und Berufserkrankungen eine wichtige Rolle. „Er fördert die Bewegungsfähigkeit und Mobilität der Betroffenen. Sport bewegt aber nicht nur die Menschen, er bewirkt vieles mehr“, so Marita Klinkert. „Soziale Interaktionen stärken die psychische Gesundheit und fördern die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen“.
„Künftig will die BGHW sportlichen Aktivitäten in der Rehabilitation einen noch höheren Stellenwert einräumen“, erklärte die BGHW-Geschäftsführerin. „Egal, welche Art von Sport getrieben wird, die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft wie auch am Arbeitsleben sind von großer Bedeutung für die Betroffenen.“, so Klinkert. „Sport verbindet und bringt Menschen zusammen. Wir möchten, dass unsere Versicherten die vielfältigen positiven Effekte des Sports an sich selbst erfahren und unterstützen sie hierbei aktiv.“
An vier Thementagen können sich Vertreterinnen und Vertreter der BGHW-Mitgliedsbetriebe sowie Partnerinnen und Partner aus der Gesundheitsbranche und der BG-Kliniken sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BGHW gezielt zu Inklusion und Teilhabe informieren und austauschen.
Sie leiden und weinen gemeinsam, lachen und jubeln zusammen: die Sportlerinnen und Sportler mit Beeinträchtigungen, die sich in diesen Tagen in Paris bei den Paralympischen Spielen messen.
„Durch ihre gemeinsamen sportlichen Aktivitäten erleben sie unvergessliche Momente und Wechselbäder der Gefühle, die mit nichts zu vergleichen sind“ sagte Vorstandsmitglied Roland Kraemer bei der Eröffnung der Aktionstage in der Para-Sport-Lounge NRW.
Die Paralympics, die Leidenschaft und das Miteinander der Athletinnen und Athleten sensibilisiere für Menschen mit Beeinträchtigung.
„Zugleich unterstützen die Paralympischen Spiele die Ziele der gesetzlichen Unfallversicherung, Barrieren und Hemmschwellen abzubauen und inklusive Angebote als Selbstverständlichkeiten wachsen zu lassen“, betonte Kraemer, der Inklusionsbeauftragter der REWE-Gruppe ist und selbst viele Jahre als Handballer aktiv war.
28.08.2024 - Eröffnung der Paralympics
Heute Abend geht es los: Um 20 Uhr werden in Paris die Paralympischen Spiele 2024 mit einer feierlichen Zeremonie eröffnet. Insgesamt werden 50.000 bis 70.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet.
Die Paralympics werden über 12 Tage vom 28. August bis zum 8. September 2024 stattfinden. Die Athleten und Athletinnen aus über 180 Nationen werden in 549 verschiedenen Wettbewerben in 22 Sportarten antreten: Blindenfußball, Para Boccia, Goalball, Para Badminton, Para Bogensport, Para Dressursport, Para Gewichtheben, Para Judo, Para Kanu, Para Leichtathletik, Para Radsport, Para Rudern, Para Schwimmen, Para Sportschießen, Para Taekwondo, Para Tischtennis, Para Triathlon, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlfechten, Rollstuhlrugby, Rollstuhltennis und Sitzvolleyball.
In der Para-Sport-Lounge geht es morgen, am 29. August, mit der ersten Veranstaltung der BGHW los. Wir halten Sie auf dieser Seite auf dem Laufenden und wünschen allen heute Abend eine unterhaltsame Eröffnungsfeier!