Das Wichtigste im Überblick
- Die Reha-Sprechstunden der BG Unfallkliniken sind wichtiger Bestandteil des medizinischen Reha-Managements der Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).
- Ergeben sich im Heilverfahren Komplikationen, kann der Fall in der Reha-Sprechstunde neu aufgerollt werden.
- In rund 57 Prozent aller Fälle wird das Heilverfahrennach einer ganzheitlichen Untersuchung des Patienten neu ausgerichtet.
- Dieses individuelle Reha-Management kommt bei betroffenen Versicherten gut an: Rund 80 Prozent bewerteten es bei einer DGUV-Befragung positiv.
Bei einem Arbeitsunfall verletzt sich Frauke Pöckler schwer am Knie. Therapieversuche bleiben erfolglos. In der Reha-Sprechstunde an der BG Unfallklinik Frankfurt rollen Reha-Berater und Fachärzte ihren Fall neu auf.
Es ist schon dunkel draußen. Frauke Pöckler, Teilzeitkraft bei Edeka, hat kurz vor Feierabend noch den Müll rausgebracht. Auf dem Rückweg geht sie einen Aufstieg an den Laderampen hinauf. „Das Licht ging nicht an, und es war total dunkel“, erinnert sie sich. Eine Kollegin kommt ihr entgegen, sie passt einen Moment nicht auf, tritt daneben und stürzt rund einen Meter in die Tiefe.
„Zuerst dachte ich, es wäre nur eine Zerrung“, erzählt die 60-Jährige. „Es war ja nichts aufgeschürft.“ Doch dann kamen die Schmerzen. Die Kollegin fährt sie sofort ins Krankenhaus. Die Diagnose: mehrfacher Bruch der rechten Kniescheibe. „Die Ärzte waren damals optimistisch“, sagt sie. „Im Sommer sind Sie wieder fit, meinten alle.“ Doch leider kam es anders. Denn statt besser wurde ihre Verletzung immer schlimmer.
Schmerzen im Liegen und Stehen
Deswegen ist sie auch heute, ein halbes Jahr später, in die Reha-Sprechstunde der BG Unfallklinik Frankfurt gekommen. Sie kann ihr Knie kaum noch beugen und nimmt starke Medikamente gegen die Schmerzen. Sie berichtet Dr. Matthias Rindermann von den ergebnislosen Therapieversuchen, den ständig wechselnden Ärzten, den Schmerzen. Rindermann ist geschäftsführender Oberarzt des BG Service- und Rehabilitationszentrums an der BG Unfallklinik Frankfurt. Er hört sich alles aufmerksam an. Schon vor dem Termin hat er sich gründlich mit Paul Schlick, dem Reha-Berater von Frauke Pöckler, auf den Besuch vorbereitet, den OP-Bericht studiert und sich die Röntgenbilder angeschaut.
Hilfe für schwierige Fälle
Schlick war es auch, der Frauke Pöckler in die Sprechstunde gebracht hat. „Nachdem der Heilverlauf zunächst recht gut aussah, entwickelte sich der Fall trotz Reha-Behandlung nicht zum Positiven“, so Schlick. Er besuchte Pöckler zu Hause in Hann. Münden und überzeugte sie, nach Frankfurt in die Reha-Sprechstunde zu fahren. Denn speziell für solche komplizierten Fallverläufe ist dieses Angebot der BGHW da: „Wenn die Beschwerden nicht besser werden und eine Arbeitsfähigkeit nicht erreicht wird, kann die Reha-Sprechstunde den entscheidenden Impuls geben, um den Fall doch noch in eine positive Richtung zu lenken“, sagt Schlick. Denn ein großer Vorteil ist, dass Fachärzte und Reha-Beratung gemeinsam den gesamten Fall neu aufrollen und gründlich untersuchen. „Oft wird das Heilverfahren dann noch einmal neu ausgerichtet“, weiß Schlick aus Erfahrung.
Die Untersuchung von Frauke Pöckler geht weiter. „Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie stark sind Ihre Schmerzen“, fragt Rindermann. „Acht bei Bewegung, sechs in Ruhe“, sagt Frauke Pöckler, ohne zu zögern. Rindermann untersucht das Knie genau, lässt sie das Bein strecken und beugen. „In der Reha-Sprechstunde nehmen wir uns für die Anamnese wirklich Zeit“, erklärt Rindermann. Außerdem können direkt im Haus Zusatzuntersuchungen durchgeführt oder andere Fachbereiche konsultiert werden. Ganz nach dem Motto der gesetzlichen Unfallversicherung „Alles aus einer Hand“.
Darüber freut sich auch Frauke Pöckler: Nach der Untersuchung kann sie direkt zum CT in die nur wenige Meter entfernte Radiologie gehen, wo ihr Knie durchleuchtet wird. Es Kniescheibe und ein verkürzter Oberschenkelmuskel. „Aber dagegen kann man etwas tun. Wir müssen jetzt die Belastbarkeit des Knies verbessern“, sagt er optimistisch. Er empfiehlt, dass sie noch einmal drei Wochen stationär zur Rehabilitation nach Frankfurt kommt. Und bis dahin sollte sie weiterhin in die Physiotherapie gehen und die neue Medikamentendosierung testen, die die heute ebenfalls hinzugezogene Schmerztherapeutin der BG Unfallklinik ihr empfohlen hat.
Schnelle Entscheidungen
Reha-Berater Paul Schlick erfasst alle vorgeschlagenen Maßnahmen im Reha-Plan und bespricht diesen mit Frauke Pöckler: Anfang November ist die stationäre Reha beendet, dann noch ein bis zwei Monate ambulante Therapie, danach könnte eine Rückkehr an den Arbeitsplatz möglich sein, schätzt er. Aber das seien erstmal Prognosen. „Am Ende des stationären Aufenthalts werden wir noch mal besprechen, wie es weitergeht.“ Ob der Aufenthalt zum Beispiel verlängert wird, ob Hilfsmittel notwendig sind, wie die berufliche Wiedereingliederung aussieht – diese und ähnliche Fragen werden dann geklärt. Das ganze Maßnahmenbündel wird an diesem Tag in den Reha-Plan aufgenommen und direkt und unbürokratisch von Reha-Berater Schlick im Auftrag der BGHW entschieden – zum Wohl der Patientin. Frauke Pöckler tritt an diesem Tag den weiten Weg nach Hause ein gutes Stück optimistischer an: „Jetzt habe ich wieder Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht.“
BG Unfallklinik Frankfurt
Die BG Unfallklinik Frankfurt am Main ist eine medizinische Einrichtung, die zum Klinikverbund der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gehört. Die BG Kliniken arbeiten gemeinnützig und selbstverwaltet. Die BGU Frankfurt ist eine von neun Akutkliniken des Klinikverbundes. Das Erfolgsrezept der BG Kliniken ist eine integrierte Rehabilitation, die direkt nach der Akutversorgung einsetzt und die Menschen in allen Behandlungsphasen begleitet.
Die BG Unfallklinik in Frankfurt versorgt über 10.000 stationäre Patientinnen und Patienten pro Jahr. In den Tochtergesellschaften, etwa dem Medizinischen Versorgungszentrum MAIN.BGMED MVZ, werden rund 72.000 ambulante Patienten betreut. Im Jahr werden 2.500 Reha-Sprechstunden in Frankfurt durchgeführt.