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Sicher in die Motorradsaison

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Im Frühjahr startet die Saison für Motorräder und Roller. Bevor die Fahrt so richtig losgeht, sollten Biker einiges in Sachen Vorbereitung und Sicherheit beachten. Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) erklärt die wichtigsten Punkte. Die BGHW bezuschusst das Motorrad-Fahrsicherheitstraining für die Versicherten ihrer Mitgliedsbetriebe. 

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Motorradfahren ist für viele ein Lebensgefühl, eine Leidenschaft, die Sehnsucht nach Freiheit und Weite. Trotz Fahrspaß bleibt es gefährlich, denn im Falle eines Unfalls können die Folgen schwerwiegend sein. Laut Statistischem Bundesamt sind Fahranfänger auf Krafträdern besonders gefährdet: 2021 waren rund 37 Prozent der verunglückten und 20 Prozent der getöteten Kraftradbenutzer 15 bis 24 Jahre alt. Sie haben oft noch wenig Fahrpraxis und sind wagemutig. Rund ein Drittel aller verunglückten und getöteten Kraftradbenutzer kamen bei Alleinunfällen zu Schaden, Unfallgegner bei Zusammenstößen war am häufigsten ein Pkw.

Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) erklärt die wichtigsten Sicherheitstipps zum Saisonstart.

Stichwort „Sicherheitscheck am Motorrad“: Worauf kommt es nach der Winterpause an?

Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz)
Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz)

Grundsätzlich kann es problematisch sein, die Wirkung der Wintermonate auf ein stehendes Motorrad zu unterschätzen. Dies gilt insbesondere für Maschinen, die den Winter über draußen geparkt wurden. Aus diesem Grund ist es ein No-Go nach der Winterpause sofort draufloszufahren, auch für „Garagenparker“. Zuerst muss der Funktionscheck aller sicherheitsrelevanten Bauteile durchgeführt werden. So erhält man Gewissheit, dass zentrale Elemente auch einwandfrei funktionieren. Wenn das Einmotten im Herbst eher stiefmütterlich angegangen wurde oder sogar schon Mängel vorhanden waren, ist das unverzügliche Instandsetzen natürlich selbstverständlich, bevor es wieder losgehen kann.

Und was sollte man beim Wieder-Flottmachen berücksichtigen?

Ein Mann putzt sein Motorrrad
Der Frühjahrsputz fürs Motorrad kann auch Schäden ans Licht bringen.

Damit beim Check-Up vor der ersten Fahrt nichts vergessen wird, ist es sinnvoll, systematisch vorzugehen. Hierzu stellt das ifz die kostenlose "Frühjahrs-Checkliste Motorrad" zur Verfügung. Vor allem die Prüfung der Bremsanlage ist dabei wichtig. Um zu sehen und vor allem auch gesehen zu werden, müssen alle Lichter getestet und Defekte beseitigt werden. Die Reifen sollten auf Beschädigungen und Risse an den Flanken und auf der Lauffläche untersucht werden. Der Gesetzgeber verlangt mindestens 1,6 mm Profiltiefe. Ein  Reifenwechsel ist jedoch schon vor Erreichen des Minimums ratsam, da man sonst schnell unterhalb der Grenze unterwegs sein kann. Zuletzt natürlich den Reifenfülldruck  bei kalten Reifen kontrollieren und bei Bedarf korrigieren. Wer beim Ausmotten mit weniger technischem Know-how zur Sache geht, sollte die Wartung seines Fahrzeuges besser bei einem autorisierten Fachhändler durchführen lassen, denn mittlerweile sind moderne technische Komponenten komplex.

 

Stichwort „Fahrsicherheitstraining“: Warum ist es auch noch für „alte Hasen“ wichtig?

Mal ehrlich, wann haben Sie das letzte Mal eine Vollbremsung trainiert? Wissen Sie, was Ihr Bremssystem alles kann und sind Sie sicher im Umgang damit? Eine gute Gelegenheit, das eigene Wissen und Können aufzufrischen, ist die Teilnahme an einem Sicherheitstraining. Dazulernen kann und sollte jeder immer wieder – nicht nur Fahranfänger. Gerade zu Beginn der Zweiradsaison bietet sich ein Training an, um nach der Winterpause wieder „reinzukommen“. Übrigens ist das auch empfehlenswert für die Gruppe der „B196-Pilotinnen und -Piloten“. Denn immer mehr Autofahrerinnen und Autofahrer nutzen die Möglichkeit nach einer verkürzten Fahrschulausbildung ohne weitere Prüfung auf einen125er-Roller oder ein Leichtkraftrad umzusteigen. Mit der Schlüsselzahl „B196“ ist dies seit 2020 unter bestimmten Voraussetzungen deutschlandweit möglich. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, der Industrie-Verband Motorrad Deutschland und das Institut für Zweiradsicherheit haben eine kostenfreie Broschüre erstellt, die zeigt, wie das geht, was dabei zu beachten ist, und vor allem, wie Autofahrende die neue 125er-Mobilität sicher nutzen können.

 

Tipp:

Die BGHW bezuschusst ein Fahrsicherheitstraining für Motorrad nach den Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrats – jetzt bis zu 120 Euro pro versicherter Person. Erfahren Sie hier mehr über die Förderung und Beantragung.

 

Ein Motorradfahrer bei einem Fahrsicherheitstraining

Wie wichtig ist die mentale Vorbereitung vor der Fahrt?

Auch das alleinige Durchdenken von Handlungsabläufen vor der Fahrt oder abends auf dem Sofa kann helfen, sicherer zu werden. Stellen Sie sich kritische Verkehrssituationen vor und spielen Sie diese gedanklich durch. Viele Situationen, die uns unvorbereitet überraschen oder sogar erschrecken können, lassen sich so wunderbar mental trainieren. Sei es der plötzlich abbiegende Gegenverkehr, der Ölfleck in der Kurve, der spurwechselnde Lastwagen oder die immer enger werdende Kurve. Wenn wir uns Situationen wie diese öfter vorstellen und passende Handlungsmanöver im Detail durchdenken, kann das unsere Chance erhöhen beim nächsten Mal nicht zu erschrecken, die Situation souveräner zu meistern und die Kontrolle zu bewahren.

 

Tipp: ifz-StreckenHeld

Comic Zeichnung. Superheld mit Helm, Schild und Umhang

Das Online-Tool „StreckenHeld“ des ifz informiert über alles, was die nächste Tour auf dem Roller oder Motorrad einfacher, schöner und vor allem sicherer macht. Angefangen bei regionalen Gefahrenstellen bis hin zu guten Plätzen für die nächsten Pause: das kartenbasierte Tool liefert nützliche Informationen sowohl vor der nächsten Fahrt zuhause am Rechner als auch unterwegs via Smartphone-App. Der Clou am StreckenHeld: Jeder kann einfach mitmachen und mit den geteilten Informationen sich und andere im Straßenverkehr schützen.

Welche Übungen empfehlen Sie, um wieder ein gutes Fahrgefühl nach der Winterpause aufzubauen?

Ein Schild zeigt: Der Winter ist vorbei. Die Motorradsaison beginnt.

Übungen in Eigeninitiative auf einem leeren Parkplatz sind eine gute Möglichkeit, im Schonraum wieder „reinzukommen“. Besser noch ist natürlich die Teilnahme an einem Fahrsicherheitstraining unter professioneller Anleitung. Um nach der langen Winterpause wieder ein optimales Gefühl für die Maschine zu bekommen, können folgende Übungen helfen:

  • Trialstopp: Langsam fahren, bis zum Stillstand abbremsen und stoppen, ohne die Füße von den Rasten zu nehmen. Kurz verharren, dann vorsichtig dosiert wieder anfahren.
  • Schritttempo: Eine längere Strecke so langsam fahren wie möglich; schult das Gespür für die Balance.
  • Achten fahren: Der Fahrschulklassiker vermittelt ein gutes Gefühl für das Handling der Maschine. Aber nicht nur in die Lieblingsrichtung. Beide Richtungen müssen funktionieren.
  • Bremsen: Nichts ist wichtiger als die Beherrschung sicheren Bremsens. Aus verschiedenen Geschwindigkeiten heraus punktgenaue „Zielbremsungen“ trainieren. Dabei einen bestimmten Anhaltepunkt fixieren.

Worauf kommt es bei der Ausrüstung an?

Motorradkleidung sollte gereinigt und gepflegt werden. Das erhält auch den Witterungsschutz und die Klimaregulierungsfunktion, was wiederum zu Ihrer aktiven Sicherheit beiträgt. Defekte oder in die Jahre gekommene Ausrüstungsteile sollten ausgetauscht werden. Auch wenn der Helm noch so gut aussehen mag: Unabhängig von der Nutzungsintensität kommt es im Zeitverlauf zu Materialermüdungen. Um auf die volle Schutzwirkung vertrauen zu können, sollten Sie ihn nach etwa fünf bis sieben Jahren auswechseln. Das gilt übrigens ebenso für die Protektoren in der Bekleidung. Immer mehr im Kommen sind so genannte Airbagsysteme: Ob als Jacke oder Weste, zum Über- oder Drunterziehen oder in die neue Bekleidung bereits integriert, können sie den Nutzer in Millisekunden mit ihren Luftpolstern bei einem Aufprall schützen.

Welche Tipps haben Sie für die ersten Ausfahrten im Frühjahr?

Motorräder werden übersehen! Gerade nach der längeren, wetterbedingten „Zweirad-Abstinenz“ im Straßenverkehr müssen sich die anderen Verkehrsteilnehmer erst wieder an die schmale Silhouette der einspurigen Fahrzeuge gewöhnen. Deshalb: Lieber einmal mehr in den Rückspiegel und zur Seite schauen, vor allem an Kreuzungen und Einmündungen. Die wichtigste Regel lautet, nicht nur zum Saisonstart: Immer bremsbereit bleiben und nie auf die eigene Vorfahrt vertrauen. Das „Lesen“ der Straße ist ebenfalls sehr wichtig, denn winterbedingte Frostaufbrüche können zu bösen Überraschungen führen. Auf den ersten Metern sollte auf Überholmanöver, hohe Drehzahlen und rasantes Beschleunigen verzichtet werden. Daneben gilt es, sich vorsichtig an Schräglagen und Verzögerungsverhalten heranzutasten, um das Gefühl dafür wiederaufzufrischen. Ebenso sollte die erste Fahrt nicht zu lang ausfallen. Eine oder zwei Stunden sollten ausreichen, danach geht die Konzentration schneller verloren.

 

YouTube Video für Frühjahrs-Check für Dein Motorrad

Unser Film-Tipp zum Thema „Motorrad-Sicherheitscheck“: auf GIB MIR NULL! Schauen Sie gleich rein!

 

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