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Mehr Licht!

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Die Lübecker Hafen-Gesellschaft gewinnt mit dem eingereichten Projekt „Arbeitssicherheit im Schiff“ den BGHW-Präventionspreis Die Goldene Hand 2023 einen Azubi-Sonderpreis.
  • Die Idee: Ein Warnschutzgurt mit eingebauten LED-Lampen auf Brust und Rücken beleuchtet bei der Ladungssicherung im Schiffsinneren den Arbeitsplatz und erhöht die Sichtbarkeit der Beschäftigten.
  • Das Ziel: Der Warnschutzgurt erleichtert die Arbeit an Bord des Schiffes und verhindert Arbeitsunfälle. 
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Die Idee von Jastin Dos Santos Costa, damals noch Auszubildender bei der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG), bringt im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel und sorgt für mehr Sicherheit der Mitarbeitenden im Inneren des Schiffs.

Die ersten Trailer werden in den Schiffsbauch geladen. Noch sind die Lichtverhältnisse gut. Je mehr Trailer geladen werden, desto dunkler wird es.

Noch ist das Kellerdeck des Frachtschiffs Hafnia am Seelandkai des Lübecker Hafens komplett leer. In einigen Stunden werden hier rund 30 Sattelauflieger (Trailer) verstaut sein, die mit Zugmaschinen, sogenannten Tugmastern, im RoRo (Roll on/Roll off)-Verfahren nach und nach an Bord gebracht werden. Und jeder einzelne dieser Trailer muss gesichert werden. Auch wenn in der Hafenlogistik heutzutage schon viele Abläufe automatisiert sind, ist die Ladungssicherung am Seelandkai bei den RoRo-Schiffen noch echte Handarbeit. Diese Aufgabe übernehmen die Lascher.

Arbeit in der Dunkelheit

Die Lascher, auch Deckschrauber genannt, sichern die Trailer mit schweren Ketten und Vorspannern, die mit der sogenannten Laschpistole, einem Akkuschrauber, über eine Schraube festgedreht werden. Umgekehrt müssen sie die Ketten beim Löschen der Ladung wieder lösen. Für diese Tätigkeit arbeiten die Lascher unter den Trailern. Je voller das Deck, desto dunkler wird es dort, weil das Licht der Deckenbeleuchtung nicht reicht, um den Raum unter den Trailern zu beleuchten. Mit anderen Worten: Es ist stockdunkel. „Die Dunkelheit erschwert nicht nur die Arbeit, sondern setzt uns Lascher auch einem Risiko aus, weil wir von anderen nicht gesehen werden. Zum Beispiel von den Fahrern der Tugmaster, wenn sie mit den Trailern rangieren“, sagt Jastin Dos Santos Costa, inzwischen Fachkraft für Hafenlogistik. Gefahren lauern auch sonst überall: Die stark gefetteten Königszapfen der Trailer, die sie mit der Zugmaschine verbindet, sind kaum zu erkennen. Ohne Licht könnten sich die Lascher stoßen, klemmen oder über die Ketten stolpern.

Begriffserklärungen aus der Hafenlogistik

  • RoRo-Schiffe transportieren bewegliche Güter im Roll-on-/Roll-off-Verfahren: Die Last wird nicht mit einem Kran an Bord gehoben, sondern rollt auf eigenen Rädern auf das Schiff und wieder herunter. Dies geschieht mit eigener Zugmaschine autark – Auflieger und Brückenfahrzeuge ohne eigene Zugmaschine werden von speziellen Hafen-Zugmaschinen geschleppt.
  • Lascher nennt man Hafenarbeiter, die Schiffsladungen an Bord von Schiffen befestigen (laschen) und wieder lösen (entlaschen).
  • Der Königszapfen am Sattelauflieger ist die bewegliche Verbindung zur Zugmaschine.
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Das sagt die Jury:

„Mit dem Einsatz des Warnschutzgurtes wird die Sichtbarkeit der Hafenarbeiter deutlich verbessert. Die Arbeiten in den dunklen Bereichen des Schiffsladeraums können sicher durchgeführt werden.“

Probieren geht über studieren

Der 22-Jährige kennt diese Arbeit nur zu gut, seit er bei der LHG eine Ausbildung zur Fachkraft für Hafenlogistik gemacht hat: „Für die Arbeit im Schiffsinneren brauchen wir gute Sicht. Die Laschpistole hat zwar eine kleine Lampe, aber die reicht nicht aus.“ Dos Santos Costa probierte Verschiedenes aus, bis er zusammen mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit eine optimale Lösung gefunden hatte, die bei der Arbeit nicht behindert: Einen Sicherheitsgurt, in den vorne an der Brust und hinten LED-Lampen eingesetzt sind. Auf der Rückseite leuchten sie rot. Dieser Gurt wird über der reflektierenden Warnweste angelegt.

Anreiz für mehr Arbeitsschutz

„Mit dieser Sicherheitsausrüstung können die Kollegen und Kolleginnen, die für die Ladungssicherung im Schiff zuständig sind, sicher arbeiten und werden gleichzeitig optimal gesehen“, sagt Michael Sorg, Fachkraft für Arbeitssicherheit. Er unterstützte den damaligen Azubi bei der Entwicklung seiner Idee und ist immer noch beeindruckt vom Engagement, mit dem Dos Santos sein Projekt verfolgte: „Wir sind natürlich froh, dass junge Leute bei uns anfangen, die innovativ sind und sich sogar Gedanken darüber machen, wie man die Arbeit sicherer machen kann.“ Karsten Brüning, Bereichsleitung Betrieb Terminals, freut sich, dass die Idee von der BGHW durch den Präventionspreis Die Goldene Hand gewürdigt wird: „Wir hoffen, dass das auch für andere Mitarbeitende im Unternehmen ein Anreiz ist, sich in Sachen Arbeitsschutz zu engagieren.“ Auch Jürgen Schmidt, Beauftragter zur Gefahrenabwehr bei der LHG und ehrenamtlich in der Selbstverwaltung der BGHW tätig, erklärt. „Oft sind es die einfachen Dinge, die zur Vermeidung von Unfällen beitragen. Um die ‚Vision Zero‘, also null Unfälle, zu erreichen, können wir gar nicht früh genug mit der Prävention beginnen.“

Innovation überzeugt die Zielgruppe

In den Frachtschiffen am Seelandkai wird die Ladung mit Ketten per Hand am Schiffsboden befestigt.

Die prämierte Azubi-Idee entstand im ersten Lehrjahr. Inzwischen hat Jastin Dos Santos Costa seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und möchte nun Logistikmeister werden. Die Warnschutzgurte sind bestellt und werden allen Laschern zur Verfügung gestellt. Und was sagen diejenigen, die von der Innovation profitieren werden? Felix Heldt, Fachkraft für Hafenlogistik, hat den Gurt schon ausprobiert und ist ebenfalls überzeugt: „Aufgrund der Intensität der LEDs hat man einen perfekten Überblick über die Lage unter dem Trailer und kann entsprechend schneller und vor allem sicherer arbeiten.“

Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG)

  • Das Unternehmen in Travemünde ist einer der größten Hafenbetreiber und der größte deutsche RoRo-Umschlagplatz im Ostseeraum.
  • Gegründet 1934, ist die LHG eine hundertprozentige Tochter der Hansestadt Lübeck und mit rund 700 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber in der Region.
  • Das Unternehmen betreibt den einzigen Ostseehafen mit Direktanbindung an Autobahn, Schiene und das Binnenwasserstraßennetz.
  • Die LHG bietet ihren Kunden als Full-Service-Partner in der Logistik eine Vielzahl an Dienstleistungen – von technischem Service bis zur Immobilienvermietung. 
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Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!

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