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Schuhe fürs Leben

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Viele Menschen müssen nach Fußverletzungen orthopädische Schuhe tragen, um beschwerdefrei gehen zu können.
  • Damit ihre Versicherten nach einem Unfall die bestmögliche Schuhversorgung erhalten, arbeitet die BGHW eng mit BG-Kliniken, orthopädischen Schuhtechnikern und orthopädischen Schuhmachern zusammen. 
  • Steffen Mett hat sich bei einem Arbeitsunfall das Fersenbein zertrümmert. In der Schuhsprechstunde der BG Klinik Ludwigshafen werden seine orthopädischen Schuhe individuell angepasst. 
  • Oberarzt Dr. Franz-Peter Maichl, BGHW-Hilfsmittelbeauftragter Alexander Schwarz und Orthopädie-Schuhmachermeister Markus Hollecker erklären im Interview, worauf es bei der individuellen Schuhversorgung ankommt. 

Wer bei einem Unfall eine Fersenbein- oder Sprunggelenkfraktur oder eine ähnliche Verletzung erlitten hat, ist häufig auf orthopädisch angepasste Schuhe angewiesen. So auch Steffen Mett aus Ludwigshafen, der sich bei der Arbeit das Fersenbein zertrümmert hatte. Damit er beschwerdefrei gehen kann, hat er eng mit der BGHW, der BG-Klinik Ludwigshafen und einem Orthopädie-Schuhmacher zusammengearbeitet.

Zwei Männer stehen in einer Werkstatt und schauen auf einen Schuh, den Orthopädie-Schuhmachermeister Markus Hollecker (rechts) in den Händen hält. Er erläutert dem BGHW-Hilfsmittelbeauftragten Alexander Schwarz, den Konfektionsschuh, wie der individuell aufgearbeitet wird.
Orthopädie-Schuhmachermeister Markus Hollecker (rechts) und BGHW-Hilfsmittelbeauftragter Alexander Schwarz sprechen über die individuelle Anpassung des Konfektionsschuhs.

Ohne die individuelle orthopädische Schuhversorgung wäre die Rehabilitation ins Berufsleben und ins soziale Leben nach einem Unfall für viele Menschen nicht möglich“, sagt Alexander Schwarz, Hilfsmittelbeauftragter der BGHW Regionaldirektion Südwest. Die Unterstützung durch Schuhe, die speziell für seinen Fuß angepasst wurden, weiß auch Steffen Mett zu schätzen. Der 60-Jährige aus Ludwigshafen arbeitet im Verkauf und Lager eines Handels für Beregnungsanlagen. „Ich stand auf einer Anstellleiter im Lager,  um einen Karton aus dem Regal zu holen. Durch einen Fehltritt rutschte ich 1,60 Meter tief hinunter und landete im Stand – vor allem auf dem rechten Fuß. Der fühlte sich an wie Matsch und tat höllisch weh“, erzählt der Einzelhandelsbeschäftigte. Nach erfolgreicher Operation und stationärer Rehabilitation in der BG Klinik Ludwigshafen ist Mett inzwischen wieder auf eigenen Füßen unterwegs. Regelmäßig fährt er noch zu  ambulanten Physio- und Ergotherapien in die BG Klinik.

Zeigt her eure Füße

Ein Mann im weißen Kittel betastet einen nackten Fuß, der rechts über der Ferse eine Narbe trägt: Oberarzt Dr. Franz-Peter Maichl von der BG Klinik Ludwigshafen untersucht den Fuß des Versicherten Steffen Mett. Nur sein rechtes Bein ist zu sehen. Die blaue Jogginghose mit weißen Streifen ist bis zum Knie hochgezogen..
Oberarzt Dr. Franz-Peter Maichl untersucht den Fuß des Versicherten Steffen Mett und zeigt sich zufrieden mit dem Heilungsprozess.

Dort hat er heute auch einen Termin in der Abteilung Berufsgenossenschaftliche Rehabilitation und Heilverfahrenssteuerung. Seine Füße sollen für die individuelle Schuhversorgung vermessen werden. „Zeigt her eure Füße“, heißt es in der Schuhsprechstunde, in der wöchentlich 15 bis 20 Versicherte behandelt werden. Die Menschen, die sich dort einfinden, haben meist Sprunggelenk-, Fersenbein- oder Mittelfußfrakturen oder auch Vorfußquetschungen erlitten. Einige kommen zum Abmessen und Erstabdruck. Andere sind bereits einige Schritte weiter und probieren die für sie individuell angepassten Schuhe an. 
Dr. Franz-Peter Maichl, geschäftsführender Oberarzt des Reha-Zentrums, und Orthopädie-Schuhmacher Percy Hartmann nehmen die Füße von Steffen Mett unter die Lupe. Dr. Maichl ist sehr zufrieden. Nach der Operation ist die Wunde gut verteilt, der verletzte Fuß wieder beweglich. „Das Gehen fällt mir manchmal noch schwer und schmerzt vor allem dann, wenn ich längere Strecken unterwegs bin“, schildert Steffen Mett. Aber grundsätzlich gehe es ganz gut, teilt er mit. „Er wird nach seinem Arbeitsunfall voraussichtlich Zeit seines Lebens von der BGHW mit individuell angepassten Schuhen versorgt werden“, betont Alexander Schwarz. Mit nackten Füßen stellt sich Steffen Mett auf den Flachbettscanner. „Damit können wir millimetergenau Maß nehmen“, erklärt Hartmann.

Alexander Schwarz, Hilfsmittelbeauftragter der BGHW Regionaldirektion Südwest, steht an einem Tisch und lächelt in die Kamera.

Das Abrutschen von Leitern zählt zu den häufigsten Unfallursachen, die eine orthopädische Schuhversorgung mit sich bringen

Alexander Schwarz, Hilfsmittelbeauftragter der BGHW

Erfahrung und Kompetenz gefragt

Orthopädie-Schuhmacher Percy Hartmann schaut sich im Sitzen zwei Füße in Klarsichthüllen an. Der Mann, dem die Füße gehören, steht mit dem Rücken zu ihm. Diese Folien wurden nach Vorlage der Leisten gefertigt. Bei der sogenannten Folienanprobe wird deutlich, ob die Schuhe passen.
Folienanprobe für die Maßschuhfertigung: Orthopädie-Schuhmacher Percy Hartmann misst die Probeschuhe aus, die nach dem Leisten angefertigt wurden.

Er und Maichl sind sich einig: Bei diesem Verletzungsmuster kann die Schuhversorgung durch einen halborthopädischen Schuh erfolgen. „Das bedeutet, dass ein vorkonfektionierter Schuh entsprechend zugerichtet wird, um den beeinträchtigen Fuß bestmöglich zu unterstützen. Somit kann ein vollorthopädischer Schuh umgangen werden“, erklärt Maichl. „Wichtig ist, dass Orthopädie-Schuhmacher und Arzt in enger Absprache mit dem Patienten oder der Patientin gemeinsam beurteilen und besprechen, wo es Probleme gibt und an welchen Stellen der Schuh drückt oder wo er Funktionen übernehmen muss, die der Mensch aus eigener Kraft nicht mehr leisten kann“, betont der Arzt.
Bevor ein Fuß für die Schuhversorgung vermessen werden kann, muss die Verletzung abgeheilt und der Fuß bis zu 8o Prozent wieder belastbar sein. Anschließend erfolgt die Abstimmung mit den Kostenträgern wie der BGHW. Um eine Über-, Unter- oder Fehlversorgung zu vermeiden und eine adäquate Behandlung zu gewährleisten, sind Erfahrung und Kompetenz gefragt. „Parallel zur unfallbedingten Versorgung der Füße müssen Begleiterkrankungen und Nebendiagnosen, wie Diabetes oder Durchblutungsstörungen, berücksichtigt werden. Denn auch diese Faktoren können die Druckverhältnisse im Schuh beeinflussen und müssen entsprechend angepasst werden“, bekräftigt Oberarzt Maichl. „Viele Verletzungen lassen sich mittlerweile sehr gut mit einem halborthopädischen Schuh behandeln“, so Maichl. Es gebe aber auch Verletzungen und Verformungen, für die nur ein Maßschuh infrage komme. Häufig reiche es aus, wenn die Schuhversorgung durch orthopädische Einlagen ergänzt werde. Diese Einlagen werden individuell angepasst und können in vorhandenen Konfektionsschuhen getragen werden.

Die Optik der Schuhe ist wichtig

Drei Männer sitzen an einem Tisch und sprechen miteinander. In der Mitte stehen zwei verschiedene Schuhe auf dem Tisch. Es ist die Schuhsprechstunde in der BG Klinik Ludwigshafen. Hier stimmen Dr. Franz-Peter Maichl (Mitte) und Orthopädie-Schuhmacher Percy Hartmann (rechts) mit Steffen Mett die individuelle Schuhversorgung ab.
In der Schuhsprechstunde in der BG Klinik Ludwigshafen stimmen Dr. Franz-Peter Maichl (Mitte) und Orthopädie-Schuhmacher Percy Hartmann (rechts) mit Steffen Mett die individuelle Schuhversorgung ab.

Nach der Fußvermessung fährt Orthopädie-Schumacher Hartmann zurück in die Werkstatt seines Betriebs, dem Orthopädie Schuhcenter in Saarlouis. Dort werden in aufwendiger Handarbeit persönliche Maßschuhe gefertigt – oder Konfektionsschuhe nach individuellen Erfordernissen anpgepasst. Das ist auch bei Steffen Mett der Fall. Chef des Unternehmens ist Markus Hollecker, Orthopädie-Schuhmachermeister in der dritten Generation. Für ihn ist die Schuhoptik ein sehr wichtiger Aspekt: „Wenn der orthopädische Schuh nicht aussieht wie ein Klumpschuh, aber einem klassischen Modeschuh entspricht, akzeptieren die Versicherten ihre orthopädischen Schuhe – und damit gelingt meist auch die Lebensumstellung und die Schuhversorgung.“ Das weiß er aus Erfahrung. 
Bei der Bearbeitung der Schuhe muss jeder Millimeter sitzen, damit der oder die Versicherte beschwerdefrei auf eigenen Füßen gehen kann. Zwei Wochen später kann Steffen Mett seine individuell zugerichteten Schuhe anprobieren und abholen. Er erhält halborthopädische Arbeits-, Freizeit- sowie Straßenschuhe und Hausschuhe. Bei Bedarf kann er auch Sport- und Badeschuhe individuell anpassen lassen. Wichtig: Die Arbeitsschuhe müssen mit dem CE-Prüfkennzeichen versehen und baumustergeprüft sein. Und: Sie dürfen nur durch baumustergeprüfte Einlagen ergänzt werden, sonst erlischt die Zulassung. „Ich bin froh, dass alles so gut gelaufen ist und mein Fuß wieder relativ gut verheilt ist“, strahlt Mett. „Jetzt freue ich mich, möglichst schnell wieder in meinen Beruf zurückkehren zu können.“ (rik)

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