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Arbeits- und Verkehrsunfälle vermeiden - weltweit

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

"Vision Zero im Handel und in der Warenlogistik" ist der Titel zweier neuer Broschüren, die jetzt erschienen sind. Sie richten sich an Unternehmer und Unternehmerinnen weltweit und sollen dazu beitragen, tödliche und schwere Arbeits- und Wegeunfälle zu vermeiden. 

  • Im ersten Teil werden die Ursachen von tödlichen und schweren Arbeits- und Wegeunfällen ausführlich analysiert. 
  • Im zweiten Teil geben die Autoren praktische Handlungshilfen, welche Präventionsmaßnahmen ergriffen werden sollten.

Beide Broschüren stehen im Kompendium Arbeitsschutz der BGHW in Deutsch und Englisch zum Download zur Verfügung.

 

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Die Vision Zero ist die Vision einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen. Wie es mit der Vision Zero in den Branchen des Handels und der Warenlogistik aussieht, stellen zwei neue Broschüren vor. Sie sind unter Federführung der BGHW entstanden. Herausgeber ist die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS). Autoren sind Dr. Klaus Schäfer, Präventionsleiter der BGHW, und Helmut Ehnes, Vorsitzender des Vision-Zero-Lenkungsausschusses bei der IVSS. 

In ersten Teil der Broschüre werden die Ursachen und Hintergründe von 315 tödlichen Arbeitsunfällen in den Jahren 2012 bis 2019 untersucht sowie von 1.053 schweren Arbeitsunfällen von 2017 bis 2018. Alle Zahlen und Daten stammen von der BGHW. 

Tödliche Arbeitsunfälle: Straßenverkehrsunfälle auf Platz 1

42 Prozent der 315 tödlichen Arbeitsunfälle sind Verkehrsunfälle. Danach folgen Stürze aus einer Höhe von einem Meter und höher (17 Prozent) und Unfälle bei Bau- und Instandhaltungsarbeiten (12 Prozent). Etwa ein Drittel aller tödlich Verunfallten ist im Alter zwischen 50 und 59 Jahren. Bei den tödlichen Verkehrsunfällen gibt es drei Hauptursachen:

  • Ablenkung und Kontrollverlust durch die Nutzung von Smartphones, Navigationssystemen oder Musikplayern während der Fahrt.
  • Zusammenstoßen von Fahrzeugen aufgrund unzureichenden Abstands.
  • Kontrollverlust aufgrund unangemessener Geschwindigkeit, was zu einer Kollision mit einem Hindernis oder zum Überschlagen des Fahrzeugs führen kann.

Schwere Arbeitsunfälle: Stürze und Abstürze am häufigsten

Bei den schweren Arbeitsunfällen wurden 59 Prozent durch Stürze und Abstürze verursacht. 45 Prozent davon entfallen auf die so genannten SRS-Unfälle (Stolpern, Rutschen, Stürzen). Dazu zählen: Stürze auf Verkehrswegen und ebenen Flächen; Stürze auf Treppen; Abstürze aus einer Höhe von weniger als einem Meter. Abstürze aus einer Höhe von mindestens einem Meter sind die Ursache für 14 Prozent der Sturz- und Absturzunfälle. In neun Prozent aller schweren Arbeitsunfälle sind Flurförderzeuge involviert, insbesondere Gegengewichts-, Schubmast- und Kommissionierstapler.

Bei den meisten Unfällen, so die Analyse, spielt der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle: Ablenkung und Unaufmerksamkeit sind häufige Unfallursachen. Auffällig ist, dass viele der verunfallten Beschäftigten schon älter, berufserfahren und oft seit vielen Jahren im Betrieb beschäftigt sind. "Die Tatsache, dass das Risiko eines tödlichen oder schweren Arbeitsunfalls bei älteren, erfahreneren Arbeitnehmern höher ist als bei jüngeren Arbeitnehmern, legt nahe, dass das Verhalten zum Unfallzeitpunkt weniger auf Unerfahrenheit als vielmehr auf die vermeintliche Sicherheit bestehender Routinen zurückzuführen ist", schlußfolgern die Autoren. Sie halten deshalb eine proaktive Unternehmensführung für wichtig, bei der "die Führungskraft am Arbeitsplatz sichtbar ist und regelmäßig Sicherheitsrundgänge durchführt sowie auf unsichere Arbeitsbedingungen und unsichere Situationen oder Verhaltensweisen eingeht."

Empfehlungen, um Arbeitsunfälle zu vermeiden

Der zweite Teil der Broschüre enthält einen praktischen Ratgeber mit Empfehlungen, wie Verantwortliche in den Unternehmen die Arbeit sicherer und gesünder gestalten können. Grundlage dafür sind die in Broschüre 1 gewonnenen Erkenntnisse, nach denen sich 97 Prozent der tödlichen und 84 Prozent der schweren Arbeitsunfälle sieben Schwerpunkten zuordnen lassen: 

  • Straßenverkehr
  • Stolpern, Rutschen und Stürzen, einschließlich Stürze auf Treppen
  • Abstürze aus mindestens einem Meter Höhe
  • Bau, Montage und Instandhaltung
  • Von Fahrzeugen und Maschinen erfasst, überrollt und gequetscht werden
  • Flurförderzeuge
  • Be- und Entladen

An konkreten Unfallbeispielen wird erklärt, wie es besser gemacht werden kann. Mit leicht verständlichen Checklisten können die Verantwortlichen überprüfen, ob sie die wesentlichen Gefahren im Unternehmen erkannt haben. Eine kurze Erklärung hilft zu verstehen, wo die Hauptprobleme liegen. Darüber hinaus werden einige Anregungen zur betrieblichen Unterweisung der Mitarbeitenden gegeben.

IVSS - ISSA

Die  Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) ist die weltweit führende internationale Organisation für Institutionen, Regierungsstellen und Behörden, die sich mit der sozialen Sicherheit befassen. Die IVSS fördert Exzellenz in der sozialen Sicherheit durch Leitlinien, die international anerkannte Berufsstandards darstellen, Expertenwissen, Dienstleistungen und Unterstützung, die ihre Mitglieder weltweit befähigen, dynamische Systeme der sozialen Sicherheit und entsprechende Politik zu entwickeln.

Die Internationale Sektion der IVSS für Prävention in Handel, Warenlogistik und Hafenumschlag wurde am 25. Juni 2019 eingerichtet. Die Sektion ist weltweit tätig und befasst sich mit der Sicherheit, der Gesundheit und dem Wohlbefinden bei der Arbeit im Handel, in der Warenlogistik, im Hafenumschlag und im Einzelhandel. Der Sitz der Geschäftsstelle der IVSS Sektion Handel ist bei der BGHW in Mannheim.

Auf Englisch heißt die Organisation International Social Security Association, abgekürzt ISSA.

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