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Achtung, Wildwechsel!

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Rehe, Hirsche und Wildschweine sind auf Straßen eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr. Vor allem im Herbst und Winter ist das Risiko für Zusammenstöße hoch, weil der Berufsverkehr in die Zeit der Dämmerung fällt. Wie können Fahrerinnen und Fahrer Kollisionen vermeiden? Wie sollten sie sich im Ernstfall am Steuer und nach dem Unfall verhalten?

Eine Landstraße in der Dämmerung. Ein Hirsch im Vordergrund am Straßenrand, dahinter ein Auto, das sich nähert.
Unfallgefahr: Ein Hirsch steht in der Dämmerung am Straßenrand.

Mit dem Auto auf dem Weg von der Arbeit, eine kurze Strecke durch dunklen Wald, die Sicht ist schlecht, plötzlich – wie aus dem Nichts – tauchen zwei leuchtende Augen auf: Ein Hirsch rennt über die Fahrbahn. Diese Schrecksekunde kann jeden treffen, und dass man sie erlebt und es sogar zum Unfall kommt, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich. Im Jahr 2022 haben die deutschen Autoversicherer rund 265.000 Wildunfälle registriert. "Rein rechnerisch kollidiert alle zwei Minuten ein kaskoversicherter Pkw mit einem Wildtier", erklärt Jörg Asmussen vom Gesamtverband der Versicherer (GDV). Allerdings sei die Gefahr solcher Zusammenstöße übers Jahr ungleich verteilt. Ein besonders hohes Risiko bestehe demnach in den Monaten April und Mai sowie von Oktober bis Dezember. 
 

Gefahr in der Morgen- und Abenddämmerung

Rehe, Hirsche, Wildschweine und andere Wildtiere sind bei Dämmerung und Dunkelheit besonders aktiv. Außerdem sind sie aufgrund ihrer Tarnfarbe schlecht zu erkennen. In waldreichen Gebieten und in Übergangsbereichen zwischen Wald und Feld ist die Gefahr, dass man ihnen begegnet, am höchsten. An Land- und Bundesstraßen stehen deshalb häufig Verkehrsschilder, die vor Wildwechsel warnen. Ein Zusammenstoß kann für Tier und Mensch fatal enden. Dabei darf die Wucht des Aufpralls nicht unterschätzt werden. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) weist darauf hin, dass zum Beispiel ein ausgewachsenes Wildschwein von 80 Kilogramm bei einem Zusammenstoß mit einem 50 km/h schnellen Auto ein Aufschlaggewicht von zwei Tonnen besitzt – was in etwa der Masse eines Nashorns entspricht.

Wildunfälle verhindern

Durch vorausschauendes, konzentriertes Fahren können Verkehrsteilnehmer viel tun, um Wildunfälle zu vermeiden. Der DVR gibt folgende Tipps:

  • Runter vom Gas in Gebieten, die mit Wildwechsel-Schildern gekennzeichnet sind und generell in der Nähe von Wäldern und Feldern.
     
  • Geschwindigkeit an die Straßenverhältnisse anpassen. Beachten, dass feuchtes Laub, Schneematsch und Blitzeis auf der Straße den Bremsweg verlängern.
     
  • Sich bewusst machen, dass die tief stehende Sonne im Herbst und Winter die Sichtverhältnisse erschwert und zu längeren Reaktionszeiten führt.
     
  • Jederzeit bremsbereit sein
     
  • Fahrbahnränder genau beobachten. 
     
  • Quert ein Wildtier die Straße: bremsen, ohne den nachfolgenden Verkehr zu gefährden, hupen und abblenden. So kann das Tier womöglich noch einen Fluchtweg finden.
     
  • Darauf achten, ob noch weiteres Wild folgt, was häufig der Fall ist.
Symbol für einen informativen Hinweis

Kollision unvermeidbar? Das ist zu tun!

Ist eine Kollision trotz Vollbremsung nicht mehr zu vermeiden, lautet die oberste Regel: nicht ausweichen! Dieser Rat mag auf den ersten Blick unbarmherzig klingen, jedoch sind gerade Ausweichmanöver häufig sehr riskant. Schnell kann das Auto auf einen Baum prallen oder der Fahrer oder die Fahrerin einen Unfall mit einem entgegenkommenden Fahrzeug verursachen. Diese Folgen sind in der Regel schwerwiegender als der Zusammenstoß mit einem Wildtier. 
 

Nach dem Unfall richtig handeln

Nach dem Zusammenstoß sollten Betroffene sofort anhalten – am besten am Fahrbahnrand –, das Warnblinklicht einschalten und die Warnweste anziehen. Die Unfallstelle muss mit dem Warndreieck abgesichert werden. Bei Bedarf kann es erforderlich sein, verletzten Personen Erste Hilfe zu leisten und den Notruf zu wählen. Jeder Wildunfall sollte der Polizei gemeldet werden, auch wenn kein Schaden am Fahrzeug entstanden ist. In den meisten Bundesländern ist dies Pflicht. So kann angefahrenes und verletztes Wild aufgespürt und schließlich behandelt werden, was ihm viel Leid erspart. Wichtig zu beachten: Am Boden liegende Wildtiere auf keinen Fall anfassen! Hierbei besteht die Gefahr, dass die meist großen Tiere sich aufbäumen und es zu Verletzungen durch Geweih und Hufe oder auch zu Infektionen kommt. Hilfreich für die Schadenbearbeitung durch die Versicherung sind Fotos vom Unfallort, vom Tier und vom Fahrzeug. Zur Schadensregulierung benötigen die Versicherer in der Regel eine so genannte Wildunfallbescheinigung, die von der Polizei oder vom zuständigen Jagdpächter ausgestellt wird.

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