Mitarbeiter Thorsten Wilts kniet neben einem Eckenschutz: In der Vergangenheit kam es häufig zu Kollisionen mit Flurförderzeugen.
Der Eckenschutz des Anstoßes: In der Vergangenheit kam es häufig zu Kollisionen mit Flurförderzeugen.

Im Hochregallager der BBR Automotive herrscht geschäftige Ruhe. Zu hören sind vor allem die E-Schubmaststapler und E-Hochhubwagen. Sie flitzen durch die Gänge, um Paletten mit Autoersatzteilen aus den Regalen zu heben oder dort einzulagern. Im 6.000 Quadratmeter großen Lager sind die Ecken der Hochregale mit einem schwarz-gelben Anfahrschutz aus Metall versehen. Doch dieser Eckenschutz befindet sich unten am Boden und nicht auf Augenhöhe der Staplerfahrer und -fahrerinnen. Meistens ist er ohnehin durch die Ladung verdeckt. Immer wieder kam es deshalb in der Vergangenheit zu Kollisionen der Flurförderzeuge mit den Anfahrschutzecken. Fünf bis zehn davon mussten im Monat ausgetauscht werden – ein nicht unerheblicher Kostenfaktor.

„Da müssen wir etwas machen!“

„Bei einem Zusammenstoß wirken Kräfte auf den Körper, das Material und die Maschinen ein, die nicht zu unterschätzen sind. Ich habe mir gedacht: ‚Da müssen wir etwas machen!‘. Also habe ich nach einer Lösung gesucht, die das vermeidet“, sagt Lagerleiter Michael Schulz. Und die damit noch Schlimmeres verhindert: Werden die Ecken nämlich mehrfach angefahren und nicht ersetzt, etwa weil die Kollisionen nicht gemeldet wurden, bieten sie keinen ausreichenden Schutz mehr – im schlimmsten Fall könnte das komplette Regal zusammenbrechen. 

Das sagt die Jury:

„Mit dieser Maßnahme werden Beschädigungen an den Anfahrschutzecken und an den Regalstützen als Folgeeffekt vermieden und die Sicherheit bei der Arbeit erhöht.“

Um die Ecke gedacht

Michael Schulz’ Lösung, um den Eckenschutz auf Augenhöhe sichtbar zu machen: „Eine flexible Stange als optische Höhenverlängerung des Anfahrschutzes. Also besorgte ich mir Kabelkanäle, umwickelte sie mit schwarz-gelbem Warnklebeband und montierte sie dann am Eckenschutz zu montieren. Ich versuchte es zunächst mit einem Zwei-Komponenten-Kleber, aber das hat nicht funktioniert“, erinnert sich Schulz. Zum Glück gibt es Thorsten Wilts, Fachkraft für Lagerwirtschaft und Regalprüfer. „Ich überlege mir was“, sagte der handwerklich begabte Kollege damals und übernahm die Umsetzung der Idee – auch im eigenen Interesse, denn schließlich war er es, der die beschädigten Ecken nach einer Kollision immer wieder austauschen musste. Die mit Warnklebeband umwickelten Stangen verschraubte Wilts schließlich mit einem Kantholz an den Anfahrtschutzecken. Jetzt sehen die Kolleginnen und Kollegen sofort, welchen Abstand zum Regal sie einhalten müssen, um nicht dagegen zu stoßen.

Kein kaputter Eckenschutz mehr

Diese Lösung hat auch den Sicherheitsbeauftragten Daniel Bartels überzeugt: „Durch die Signalstangen sieht jeder, wie dicht man an den Anfahrecken im unteren Bereich der Regalanlagen dran ist, sodass kaum jemand mehr dagegen fährt.“ Den Erfolg der Maßnahme bestätigt auch Thorsten Wilts: „Seit wir die Signalstangen haben, muss ich kaum noch Ecken austauschen. Inzwischen haben wir etwa 100 Signalstangen verbaut. Das erspart nicht nur Arbeit, sondern auch Geld.“ Denn die reinen Materialkosten für den neuen Eckenschutz lagen jährlich bei rund 3.000 Euro. Nach mehrmaligem Tausch müssen zudem die Bodenverankerung ausgewechselt und damit der Fußboden neu gegossen und versiegelt werden. Auch die Umstellung auf einen Eckenschutz aus Kunststoff wäre deutlich teurer gewesen, aber weniger effektiv. „Der Eckenschutz aus Kunststoff wäre zwar haltbarer, aber das ursächliche Problem der Kollisionen hätten wir dadurch nicht beseitigt“, erklärt Schulz. Die Materialkosten pro Signalstange: rund fünf Euro.

Arbeitsschutz hat höchste Priorität

Mitarbeiter Thorsten Wilts steht neben einem Hochregal und hält eine Signalstange an einen Eckenschutz: Die Signalstangen verlängern den Eckenschutz am Boden auf Augenhöhe.
Die Signalstangen verlängern den Eckenschutz am Boden auf Augenhöhe.

Was die Prämierung seiner Idee durch den BGHW Präventionspreis Goldene Hand angeht, gibt sich der Lagerleiter äußerst bescheiden: „Ich habe mich natürlich riesig gefreut, aber ich hatte ja bloß die Idee mit der Stange. Das ist doch nichts Besonderes!“ Ganz anders die Reaktion der beiden geschäftsführenden Gesellschafter von BBR Automotive: „Wir haben hier 50 bis 60 gewerbliche Mitarbeiter, die im Schichtbetrieb an Maschinen arbeiten. Arbeitsschutz hat dabei höchste Priorität“, betont Antonio Berlinches. Deshalb sei er sehr stolz, „dass unser Mitarbeiter die Idee hatte, die Arbeitslabläufe im Logistiklager noch sicherer zu gestalten“. Wolf Rüdiger zeigt ebenfalls höchste Wertschätzung für die Auszeichnung: „Wir werden das lokale Kino in Geesthacht mieten und den Livestream der Gala-Veranstaltung übertragen, damit alle Mitarbeiter live dabei sein können.“

Das Unternehmen BBR Automotive

  • Das im norddeutschen Geesthacht bei Hamburg ansässige Handelsunternehmen mit 94 Beschäftigten ist spezialisiert auf den Im- und Export von Autoersatzteilen für Pkw und Lkw, überwiegend Verschleißteile für Fahrzeuge deutscher Automarken.
  • 13 Millionen Ersatzteile sind für die Kunden permanent auf Bestellung verfügbar; 30.000 Teile werden im Lager regelmäßig umgeschlagen.
  • BBR Automotive liefert in 62 Länder; die Kernmärkte liegen außerhalb Europas.
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Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!

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