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Endlich vorbei – das mühsame Beugen

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Das Textilhandelsunternehmen Witt-Gruppe gewinnt den BGHW-Präventionspreis Die Goldene Hand 2023 mit dem eingereichten Projekt „Herausziehbare Plattform Fotokuppel“.
  • Die Idee: Der Präsentationstisch unter einer Fotokuppel erhält ein Auszugsystem, um die Waren leichter ablegen zu können.
  • Das Ziel: Das Auszugsystem schont denRücken, schützt den Kopf und fördert somit das ergonomische Arbeiten.

In der Abteilung für Cross Media Services der Witt-Gruppe in Weiden in der Oberpfalz werden jetzt körperliche Fehlbelastungen mit einer einfachen Lösung vermieden – einem herausziehbaren Präsentationstisch, der von Mitarbeitenden entwickelt und gebaut wurde.

Man spürt es sofort: Hier wird hoch konzentriert gearbeitet. In der Abteilung Cross Media Services scannen Sachbearbeiterin Katrin Scholtz und ihre acht Kolleginnen Blusen, Pullover, Hosen oder Jacken – in der Hochphase produzieren sie bis zu 300 Scans pro Tag. Die Bilder werden eingesetzt, um die Farben der Kleidungsstücke bei Fotoshootings oder für die Onlineshops des Textilhändlers abzugleichen. Die Witt-Gruppe zählt zu den Hidden Champions in Deutschland. Sie ist in zehn Ländern mit neun Marken vertreten, betreibt 22 Onlineshops und hat weltweit mehr als 21,9 Millionen Kundinnen und Kunden – dazu gehören vor allem Frauen ab 50.

Scans werden täglich in der Abteilung Cross Media Services produziert
Katrin Scholtz platziert ein Modestück auf der herausziehbaren Plattform der Fotokuppel.

Seit dem Sommer 2022 nutzt das Scan-Team für diese Aufgabe ein digitales Miniatur-Fotostudio. Der neue Arbeitsplatz machte Katrin Scholtz in der Testphase große Sorgen. Um die Modeartikel auf der Präsentationsfläche perfekt drapieren zu können, musste sie sich tief in eine Fotokuppel hinein beugen. Lagen die Kleidungsstücke endlich zum Ablichten auf dem Tisch, bestand beim Aufrichten das Risiko, sich den Kopf an der Rahmenkante der Kuppel zu stoßen. „So geht das nicht“, stellte sie fest. Auch ihre Kolleginnen waren dieser Meinung. Sie bemängelten ebenfalls die ergonomischen Bedingungen: Bei dieser Fehlbelastung wären Rückenprobleme, Kopfverletzungen und Ausfalltage programmiert.

Die Idee: ein herausziehbarer Tisch

In der nächsten Teamsitzung mit ihrem Vorgesetzten Hubert Schlegl sprachen die Frauen das Problem an. „Habt ihr eine Idee, wie man das lösen kann?“, fragte er. Da meldete sich die Media-Operatorin Alexandra Wänninger mit einer Idee: „Was haltet ihr denn von einem herausziehbaren Tisch?“ Die Runde war begeistert. Schlegl kontaktierte umgehend Tanja Eder, geprüfte Arbeitsplatzexpertin, und schilderte ihr Problem und Idee: „Das können wir selbst nicht bauen, du musst uns helfen.“ Denn vom Hersteller der Fotokuppel gab es auch keine Lösung.

Michael Uschold aus dem Team Gebäudetechnik hat die herausziehbare Plattform gebaut.

Eder setzte sich mit Jürgen Kopp, Teamleiter Gebäudetechnik, in Verbindung. Kopp reagierte sofort und schickte seinen Mitarbeiter Michael Uschold in die Scan-Abteilung. Der gelernte Schlosser hörte sich nochmals die Idee der Frauen an, inspizierte das kleine Fotostudio mit der Lichtkuppel und tüftelte im Kopf bereits an der technischen Umsetzung einer herausziehbaren Plattform. Drei Wochen später präsentierte er die Lösung: Uschold hatte sich von einem bekannten Geschäftspartner eine kanten- und splitterfreie Kunststoffplatte zuschneiden lassen und diese auf zwei seitliche Führungsschienen montiert. Dadurch kann die neue Plattform wie ein Schlitten leicht und locker aus der Fotokuppel gezogen und wieder hineingeschoben werden.

Das sagt die Jury:

Mit dieser einfachen technischen Maßnahme konnte eine deutliche Verringerung der Rückenbelastung der Beschäftigten erreicht werden. Stoßverletzungen im Bereich des Kopfes können damit ebenfalls vermieden werden.

Aufrecht arbeiten – einfacher gemacht

„Super. Das macht das Arbeiten viel einfacher“, sagte Katrin Scholtz nach den ersten Tests. Inzwischen ist das digitale Fotostudio mit seiner Fotokuppel voll im Einsatz. Die Zeiten des mühsamen und vorsichtigen Vor- und Zurückbeugens sind vorbei. Die Modestücke können nun in einer aufrechten Haltung platziert werden. Fehlbelastungen, Rückenschmerzen oder Kopfverletzungen werden so vermieden. Und die Unfallgefahr ist auf ein Minimum reduziert. Dafür gibt es den Präventionspreis 2023 "Die Goldene Hand" der BGHW. Die Begründung der Jury: „Mit dieser einfachen technischen Maßnahme konnte eine deutliche Verringerung der Rückenbelastung der Beschäftigten erreicht werden. Stoßverletzungen im Bereich des Kopfes können damit ebenfalls vermieden werden.“

Das freut auch Klaus Hagn, leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Witt-Gruppe: „Wir legen bei uns großen Wert auf gute ergonomische Arbeitsbedingungen und beraten alle unsere Beschäftigten dazu immer wieder gern. Was die Kolleginnen und Kollegen von Cross Media Services und Gebäudetechnik jetzt gemeinsam umgesetzt haben, ist jedoch außergewöhnlich und vorbildlich. Das ist gelebter Arbeitsschutz.“ 

Die Witt-Gruppe

  • Das Textilhandelsunternehmen wurde 1907 von Josef Witt gegründet, als er den Kolonialwarenladen seiner Schwester übernahm. Seit 1913 ist Weiden in der Oberpfalz Unternehmenssitz. 
  • Die Witt-Gruppe hat heute 3.700 Beschäftigte, weltweit 21,9 Millionen Kundinnen und Kunden und machte 2022/23 einen Umsatz von 1,178 Milliarden Euro. Seit 1987 ist das Unternehmen Teil der Otto Group.
  • Aktuell ist die Witt-Gruppe mit neun Marken in zehn Ländern vertreten und mit 22 Onlineshops aktiv.
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Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!

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