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Wie Sie sicher im Garten arbeiten

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Schnippeln, graben, harken, mähen, sähen, düngen: Wer einen Garten besitzt, hat rund ums Jahr alle Hände voll zu tun. Die körperliche Arbeit an der frischen Luft hat viele positive Auswirkungen auf Herz, Kreislauf und Immunsystem und eignet sich hervorragend zum Stressabbau. Aber Vorsicht: Bei der Gartenarbeit lauern Unfallgefahren und gesundheitliche Risiken, die oft nicht wahrgenommen oder unterschätzt werden. Wir verraten Ihnen, welche das sind und wie Sie sich am besten davor schützen. 

Gebückte Frau hält sich im Garten bei der Apfelernte den schmerzenden Rücken
Legen Sie zwischendurch doch einfach mal die Füße hoch – Ihr Rücken wird es Ihnen danken.

Körperliche Überlastung

Wer stundenlang das Beet umgräbt oder Obst erntet, hat am nächsten Tag mit Muskelkater oder Rückenschmerzen zu kämpfen. Halten diese Schmerzen länger an, spricht man von Überlastungsschmerzen, die den ganzen Bewegungsapparat betreffen können. Aber auch Sehnenscheideentzündungen an den Händen oder der sogenannte Schnappfinger können durch ungewohnt intensive oder wiederholende Bewegungen entstehen, zum Beispiel beim Schneiden von Pflanzen. Was hilft?

  • Tätigkeiten im Stehen, Knien oder Bücken immer wieder abwechseln, um einer einseitigen Belastung vorzubeugen.
  • Beim Schneiden von Rosen oder Büschen hin und wieder die Hand wechseln.
  • Spaten, Hacken oder Besen sollten individuell verstellbar und auf Ihre Körpergröße angepasst sein.
  • Dehnen und Strecken Sie sich zwischendurch immer wieder.
  • Verwenden Sie bei Arbeiten im Beet Kniekissen, um Beschwerden an Meniskus, Kniescheibe oder Schleimbeutel zu entgehen.
  • Legen Sie regelmäßig Pausen ein.
  • Transportieren Sie schwere Gegenstände mit einer Sackkarre oder ähnlichem.​​​​​Schonen Sie Ihren Rücken, indem Sie Blumenerde oder Düngersäcke immer aus den Knien heraus anheben.

Info: Der Schnappfinger

Auch schnellender Finger, Triggerfinger, Ringbandstenose oder Tendovaginitis stenosans. Liegt vor, wenn Sie Mühe haben, den Zeige-, Mittelfinger oder Daumen zu strecken oder gar Ihre zweite Hand zu Hilfe nehmen müssen. Sobald der Finger ausgestreckt ist, schnellt er schmerzhaft wieder zurück. Die Fingersehne klemmt und ist stark beansprucht. Oftmals hilft nur noch die Schiene, Schmerzmittel oder eine OP.

Symbol für einen informativen Hinweis
Mann mit Gartenhandschuhen und Astschere schneidet einen Busch im Garten zurecht.
Kleine Gartenhelfer haben es in sich – die Verletzungsgefahr ist hier besonders hoch.

Verletzungen durch Gartenwerkzeuge

Jedes Jahr ereignen sich laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) mehr als 200.000 Unfälle in Deutschlands Gärten. Spitzenreiter sind Verletzungen mit scharfen oder spitzen Gegenständen wie Astscheren oder Sägen. Diese können zu schweren Verletzungen und sogar zur Amputation von Gliedmaßen führen. Damit es gar nicht soweit kommt, beherzigen Sie folgende Tipps:

  • Führen Sie größere Scheren, wie zum Beispiel Heckenscheren, mit beiden Händen. Halten Sie das Scherblatt vom Körper weg und immer nach oben.
  • Schauen Sie immer genau da hin, wo Sie die Schere ansetzen, vor allem, wenn Sie mit der zweiten Hand die Zweige festhalten.
  • Legen Sie Scheren nie geöffnet und immer auf einem sicheren Untergrund ab.
  • Tragen Sie grundsätzlich Gartenhandschuhe, festes Schuhwerk und ggf. eine Schutzbrille.
  • Sparen Sie sich Ihre Kräfte ein, das fördert die Konzentration.
Frau mit Sonnenhut sticht sich an Rosendornen im Garten.
Alles andere als harmlos: Kleine Verletzungen können schnell zu Infektionen führen.

Verletzungen durch Splitter und Dornen

Der Dornenstich einer Rose oder kleine Splitter und Schnitte an der Hand reichen schon aus, um eine Wundinfektion hervorzurufen, sofern die verletzte Stelle mit Erregern in Berührung kommt. Denn in der Erde lauert ein gigantischer Mikrokosmos aus Keimen, Viren, Bakterien und Pilzen, die tief in die Haut eindringen können. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Blutvergiftung. Was können Sie tun?

  • Tragen Sie beim Hantieren im Garten unbedingt immer Gartenhandschuhe, lange Hosen, Langarmshirt und Schuhe.
  • Denken Sie im Sommer auch an den Hautschutz.
  • Desinfizieren und verarzten Sie kleine Wunden zeitnah.
  • Stichtag: Eine intakte Tetanusimpfung beugt einer Infektion mit Wundstarrkrampf vor. Alle zehn Jahre sollte die Impfung aufgefrischt werden. Schauen Sie mal wieder in Ihren Impfpass.
  • Wird eine verletzte Stelle rot oder pocht: Beobachten Sie diese besonders aufmerksam und suchen Sie gegebenenfalls einen Arzt oder eine Ärztin auf.

Ein Erste-Hilfe-Koffer sollte bei der Gartenarbeit immer griffbereit sein.

Hellblaues Koffersymbol mit weißem Kreuz und Henkel. 1. Hilfe-Koffer
Mann sägt mir elektrischer Kettensäge Ast ab
Auch wenn Sie keiner Berufsgenossenschaft oder Ihrem Arbeitgebenden Rechenschaft schuldig sind: Auch im privaten Garten sollten bestimmte Arbeitsschutzregeln gelten.

Verletzungen durch motorisierte Gartengeräte

Besondere Vorsicht ist beim Umgang mit elektrischen oder motorbetriebenen Geräten wie elektrischen Häckslern, Heckenscheren, Rasenmähern oder Kettensägen geboten. Auf was ist zu achten?

  • Entfernen Sie vor dem Rasenmähen alle Gegenstände von der Rasenfläche, auch kleine Steine und Äste. Geraten diese in die rotierenden Klingen, können sie beim Mähen nach oben geschleudert werden und Blutergüsse, Platzwunden oder Beulen verursachen. Sicherheitshalber sollten sich Kinder und Haustiere im sicheren Abstand aufhalten.
  • Überfahren Sie das Kabel nicht, wenn Sie elektrisch mähen.
  • Bei der Nutzung von elektrischen oder motorisierten Geräten ist immer volle Konzentration gefragt.
  • Lesen Sie die Gebrauchsanweisung, prüfen und warten Sie diese Geräte vor jeder Nutzung.
  • Schalten Sie die Geräte immer ab, wenn Sie sie nicht nutzen. Ziehen Sie den Stecker, auch wenn Sie nur kurz ein Glas Wasser holen.
  • Achten Sie auf die richtige Kleidung und gegebenenfalls auf eine spezielle Schutzausrüstung wie Helm, Brille und Gehörschutz.

Tipp: So halten Sie Ihre Gartengeräte in Schuss

Alle Geräte sollten in regelmäßigen Abständen gewartet werden, vor allem nach der langen Winterpause: 

  • Sämtliche Schrauben festziehen.
  • Schneidewerkzeuge vom Fachmann nachschleifen lassen.
  • Ist die Kabelisolation unbeschädigt? Unbedingt prüfen.
  • Geräte gründlich mit Wasser reinigen, Scheren desinfizieren.
  • Pflegehinweise in der Gebrauchsanweisung des jeweiligen Gerätes beachten.
  • Vor der Reinigung der elektrischen Geräte: Stecker ziehen.
  • Ist ein Gerät defekt, muss der Fachmann ran.
  • Am Ende der jeweiligen Saison Gartengeräte reinigen und im Trockenen aufbewahren, zum Beispiel im Keller, im Schuppen oder in der Garage.
Symbol für Zusammenfassung des nachfolgenden Seiteninhalts
Große Leiter lehnt im Baum, Froschperspektive
Wer hoch hinaus will, kann tief fallen: Verstauchungen, Zerrungen, Prellungen und geschlossene Frakturen sind die häufigsten Verletzungen im Zusammenhang mit Leitern.

Stürze von Leitern

Ausgesprochen gefährlich wird es, wenn Sie auf einer Leiter stehen, zum Beispiel beim Hecken- oder Baumschnitt. Verlieren Sie das Gleichgewicht oder die Leiter kippt, kann ein solcher Sturz zu schweren Unfällen führen, zum Teil mit bleibenden Körperschäden. Damit es gar nicht so weit kommt:

  • Vor der Verwendung sollte die Leiter auf Schäden überprüft werden. Die Gummifüße sollten beispielsweise nicht abgenutzt und die Sprossen bzw. Stufen fest sein.
  • Lehnen Sie sich nicht aus der Leiterachse hinaus. Auch wenn es unbequem ist: Verrücken Sie die Leiter lieber öfter.
  • Binden Sie die Leiter wenn möglich am Leiterkopf fest.
  • Achten Sie auf einen tragfähigen, ebenmäßigen und stabilen Stand der Leiter.
  • In Steingärten oder auf dem Rasen können Sie z. B. mit Erdspießen den Untergrund nivellieren. Bitte keine losen Unterlagen, Bretter oder Steine unterlegen.
  • Genauso wenig sollten Sie die Leiter auf Tische oder Kisten stellen.
  • Leitern dürfen nicht zu steil und nicht zu flach angelegt werden. Zu flaches Anlegen kann zum Wegrutschen, zu steiles Anlegen zum Umkippen führen. Den richtigen Winkel finden Sie mit der sogenannten Ellenbogenmethode heraus (siehe Infobox).
  • Aufklappbare Stehleitern dürfen nur ausgeklappt, aber nicht angelegt werden.
  • Bei Stehleitern ohne Plattform dürfen die oberen zwei Stufen nicht betreten werden. Bei Anlegeleitern sind es die oberen drei Stufen. Bei Stehleitern mit aufgesetzter Schiebeleiter sogar die oberen vier Stufen.
  • Halten Sie sich, wenn immer möglich mit einer Hand fest.
  • Tragen Sie festes Schuhwerk und ggf. eine Schutzbrille, die Sie vor zurückschnellenden Ästen schützt.

Tipp: Mit der Ellenbogenmethode den richtigen Anlegewinkel herausfinden:

Anlege-, Schiebe- und Mehrzweckleitern mit Stufen müssen idealerweise unter einem Winkel von 60 bis 70 Grad zur Waagerechten angelegt werden. Sind die Leitern mit Sprossen ausgeführt, so beträgt der optimale Anlegewinkel zwischen 65 und 75 Grad. Und wenn Sie jetzt nur Bahnhof verstehen, dann probieren Sie doch einfach Folgendes aus:

1. Stellen Sie sich mit einem Fuß an einen Leiterholm bzw. Leiterfuß. Ihr eigener Fuß und die Sprossen oder Stufen sollten jetzt in die gleiche Richtung zeigen.

2. Jetzt winkeln Sie den Arm, der am nächsten zur Leiter ist, an und heben die Hand auf Brusthöhe.

3. Wenn Ihr Ellenbogen jetzt die Leiter berührt, dann haben Sie den richtigen Winkel erwischt.

Frau mit grüner Latzhose lehnt an Leiter
Schubkarren steht auf dem Rasen. Beladen mit Gartenwerkzeugen (wie Rechen, Spaten, Gartenhandschuhen etc.), die unordentlich übereinander liegen.
Ordnung ist die halbe Miete – auch im Garten.

Stolpern über Gartengeräte

Achten Sie immer auf herumliegende Gartengeräte. Die Spitzen eines Rechens oder einer Harke können schnell Verletzungen am Fuß hervorrufen oder Nerven und Sehnen beeinträchtigen. Wie Sie dem vorbeugen können:

  • Räumen Sie während Ihres Gartentages immer wieder auf und stellen Sie die Geräte gut sichtbar ab.
  • Gefährlichere Gerätschaften sollten immer außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
  • Tragen Sie geschlossene, feste Schuhe. Flip-Flops haben bei der Gartenarbeit nichts zu suchen.
  • Stolpern über Kabel ist ein Unfallklassiker – daher: Augen auf.
  • Achten Sie besonders auf sich, wenn das Gras nass ist. Beim Ausrutschen können Sie sich genauso verletzen wie beim Stolpern.

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