Zwei Mitarbeitende der Nord-West Oelleitung entwickelten für Lkw-Bordwände eine Halterung, die das Wegrutschen oder Umkippen der Anlegeleiter verhindert. Dadurch werden Unfälle bei Ladearbeiten verringert. 

Michael Leimkühler steigt auf die Ladefläche eines Lkw mithilfe einer Anlegeleiter.

Viele Jahre ärgerte sich Michael Leimkühler darüber, dass er Probleme beim Entladen des Firmen-Lkw auf Baustellen hatte: Die Anlegeleiter, mit der er auf die Ladefläche des Fahrzeugs stieg, rutschte auf unebenem Grund entweder weg oder kippte um. Zweimal fiel er deswegen sogar von der Leiter. Zum Glück endete das immer glimpflich. Dennoch: Es musste sich etwas ändern. Er fragte seinen Kollegen Joachim Eisel. „Hast du vielleicht eine Idee?“ Auch der kannte das Problem. Beide sind Facharbeiter in der Instandhaltung bei der Nord-West Oelleitung, die in Wilhelmshaven das größte Terminal Deutschlands für den Umschlag von Mineralölen betreibt und über Fernleitungen (Pipelines) Raffinerien im Rhein-Ruhr-Gebiet und in Hamburg versorgt. Um die Pipelines instand zu halten, werden sie permanent gewartet, erneuert und repariert. Dafür liefern Leimkühler und Eisel vom Standort Mülheim an der Ruhr das Material zu den Baustellen.  

Das sagt die Jury:

Die Halterung verringert die Gefahr von Absturzunfällen und ist nach Anpassungen auch für andere Anlegeleitern verwendbar. Die Haltevorrichtung kann auch bei anderen Unternehmen und in weiteren Branchen eingesetzt werden.

Michael Leimkühler befestigt die Halterung für die Anlegeleiter an der Kante der umgelegten Bordwand.

Die Suche nach einer Lösung ließ die zwei Männer nicht mehr los. Sie tüftelten und experimentierten, bauten in der Betriebswerkstatt Mülheim verschiedene Prototypen, bis sie endlich mit dem Ergebnis zufrieden waren: eine Halterung für die Lkw-Bordwand, die das Wegrutschen und Umkippen der Anlegeleiter auf unebenem oder rutschigem Grund ein für alle Mal verhindert. Sie sorgt für den sicheren Aufstieg auf die Ladefläche des Lkw und sogar für einen idealen Anstellwinkel. Und wie funktioniert sie? Die Halterung ist ein Gelenk, das aus zwei Elementen besteht: Zwei Gleitschuhe mit jeweils einer Kralle. Ein Gleitschuh wird über den rechten Leiterholm, der andere über den linken gestülpt, beide werden bis zur dritten Sprosse der Anlegeleiter geführt und dort festgeschraubt. Anschließend wird die Kralle, die am Gleitschuh befestigt ist, an der Kante der umgelegten Bordwand eingehängt. Das dauert nicht länger als eine Minute, und die Leiter kann nicht mehr wegrutschen oder umkippen.

Eine Halterung – zwei Versionen

Die Bauteile der Halterung, die eine Anlegeleiter sichert.

„Ich habe die Halterung in drei Tagen zusammengebaut“, erzählt der gelernte Schlosser Joachim Eisel. Er hat dafür Normteile aus rostfreiem Stahl verwendet, die er nur noch mit der Säge zuschneiden und anschließend bohren musste. Lediglich die Stellschrauben kaufte er dazu. Bei seiner Version ist das Gelenk frei beweglich, sodass der Anstellwinkel verändert werden kann. Eine zweite Version hat sein Kollege Leimkühler daraus weiterentwickelt. Sie ist leichter und der Anstellwinkel kann mit einer doppelten Zahnscheibe arretiert werden: „Das hat den Vorteil, dass man die Leiter etwas steiler stellen kann, wenn auf der Baustelle nicht so viel Platz fürs Entladen ist“, erklärt Leimkühler. Ein weiterer Vorteil beider Versionen: „Die Halterung wird von einer Person installiert, danach muss die Leiter nicht mehr von einem anderen Kollegen oder einer Kollegin abgesichert werden“, sagt Eike Fokken, Leiter HSE bei der Nord-West Oelleitung. Die Idee überzeugte die Jury des Präventionspreises der BGHW „Die Goldene Hand“, weil „die Halterung die Gefahr von Absturzunfällen verringert und nach Anpassungen auch für andere Anlegeleitern genutzt werden kann. Sie kann auch in anderen Unternehmen und Branchen eingesetzt werden.“

Clever und kreativ – bewusster Arbeitsschutz

Inzwischen zieht die Erfindung von Eisel und Lehmkühler Kreise im Unternehmen: „Wir haben damit begonnen, die Halterung für alle unsere Einsatzfahrzeuge anzufertigen, damit wir überall sicher arbeiten können“, erzählt Fokken. Und für Dr. Jörg Niegsch, Geschäftsführer der Nord-West Oelleitung, hat die Idee noch einen Aspekt: „Wenn Mitarbeitende das richtige Bewusstsein für den Arbeitsschutz haben und dazu noch kreativ sind, dann entstehen eben clevere Lösungen, die dafür sorgen, dass keine Unfälle mehr passieren.“

Die Nord-West Oelleitung

  • Die Nord-West Oelleitung wurde 1956 gegründet und betreibt das größte deutsche Terminal für den Umschlag von Mineralölen. Zu den Betriebsanlagen gehören die Tankerlöschbrücke, das Tanklager sowie die Fernleitungen von Wilhelmshaven bis nach Wesseling bei Köln und Hamburg.
  • Im Jahr 2022 wurden von der Betriebsanlage 18,2 Millionen Tonnen Mineralöl umgeschlagen – das waren 26 Prozent des Mineralölverbrauchs in Deutschland.
  • Das Unternehmen beschäftigt aktuell 150 Mitarbeitende an den Standorten Wilhelmshaven und Mülheim an der Ruhr.
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Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!

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