Das Wichtigste im Überblick
- Dr. Wolfgang Uslar ist stellvertretender Leiter der Prävention der BGHW und ein wichtiger Ansprechpartner für die Ehrenamtlichender BGHW-Selbstverwaltung.
- Die Selbstverwaltung lebt von einem aktiven Miteinander. Besonders durch die Erfahrungen der Ehrenamtlichen aus ihrem Arbeitsalltag wird Prävention praxisnah und zukunftsorientiert.
- Stimmen aus der Selbstverwaltung zum Ehrenamt
- Video: Interview mit Dr. Wolfgang Uslar
Arbeitsunfällen zuvorkommen – das wollen Betriebe und die Berufsgenossenschaft. Dr. Wolfgang Uslar, stellvertretender Leiter der Prävention bei der BGHW, erläutert, warum eine aktive Selbstverwaltung für dieses Ziel wichtig ist.
Herr Dr. Uslar, die Sozialwahlen 2023 sind gelaufen, die neue Selbstverwaltung hat ihre Arbeit aufgenommen. Für die kommenden sechs Jahre kümmern Sie sich mit den Ehrenamtlichen aus den Mitgliedsbetrieben um eine zukunftsorientierte Prävention. Welche Rolle spielen die Ehrenamtlichen?
Eine sehr wichtige und vor allem aktive Rolle. Die Mitglieder der Selbstverwaltung und besonders die Ehrenamtlichen im Präventionsausschuss legen mit uns die Strategie für eine zielgerichtete Präventionsarbeit fest. Sie bringen ihre Erfahrungen aus der Praxis ein, diskutieren intensiv mit uns, unterstützen bei Projekten und weisen auf Probleme hin.
Welche Projekte haben die Ehrenamtlichen in jüngster Zeit angeschoben?
Zum Beispiel die Einführung eines Drohnenführerscheins. Aber auch die finanzielle Unterstützung beim Fahrsicherheitstraining in Form eines höheren Zuschusses. Eine psychologische Beratung nach Gewaltereignissen ist auf Initiative der Ehrenamtlichen hin eingeführt worden. Außerdem haben sie das Projekt nicht-körperliche Gewalt am Arbeitsplatz angestoßen. Und das sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie die Ehrenamtlichen mit ihrem Know-how aus dem Arbeitsalltag Prävention entscheidend mitprägen.
Wie bringen Sie und Ihr Team sich in diesen Prozess ein?
Gemeinsam mit Dr. Schäfer, dem Leiter unserer Prävention, beraten wir die Ehrenamtlichen fachlich und schlagen Maßnahmen vor. Wir beobachten beispielsweise die Entwicklung der Unfallzahlen und sehen, wo wir präventiv tätig werden müssen. Mit dem Datenmaterial gehen wir in den Präventionsausschuss und stellen mögliche Maßnahmen vor. Präventionsmaßnahmen werden aus Mitgliedsbeiträgen finanziert.
Wie gehen die Ehrenamtlichen mit den Mitgliedsbeiträgen um?
Sehr verantwortungsbewusst und kritisch. Wenn wir vorstellen, wofür wir Gelder ausgeben möchten, diskutieren die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite intensiv, ob der Einsatz gerechtfertigt ist. Erreichen wir damit, dass Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren verhindert werden? Die Diskussion kann dann auch dazu führen, dass wir kein Votum für Maßnahmen bekommen.
Wie pflegen Sie den Austausch mit den SV-Mitgliedern?
Dr. Schäfer und ich treffen uns zwei Mal im Jahr mit dem Präventionsausschuss. Aber in der Zwischenzeit stehen wir regelmäßig in Kontakt mit den SV-Mitgliedern. Wir gehen in Mitgliedsbetriebe und schauen uns Entwicklungen vor Ort an. Wie läuft dort Arbeitsschutz? Gute Ideen bringen wir wieder mit in den Ausschuss. Außerdem stimmen wir uns telefonisch oder per Webkonferenz zu aktuellen Themen ab. So holen wir das Votum der Mitglieder ein, ob wir in die richtige Richtung gehen.
Und über die Regeltermine hinaus?
Unsere Ehrenamtlichen sind die besten Multiplikatoren für eine moderne Prävention. Daher laden wir Sie punktuell zu Vorträgen, Foren oder Praxistagen ein, damit sie das Gesamtthema Arbeitsschutz mit uns voranbringen.
Was empfehlen Sie besonders den neuen Ehrenamtlichen?
Ihren frischen Blick aus der Praxis immer miteinzubringen. Der Handel unterliegt einem extremen Wandel. Digitalisierung, Klimawandel, Künstliche Intelligenz – all diese Entwicklungen müssen wir als Berufsgenossenschaft mitgehen und unsere Präventionsmaßnahmen an die Zukunft anpassen. Das heißt, wir müssen präventiv an neue Technologien rangehen, damit der berühmte Spruch, Regelungen zu Unfällen seien vom Blut der Versicherten geschrieben, passé ist.“