Während der Coronapandemie haben wohl die meisten Menschen die Erfahrung gemacht, dass die Arbeit im Homeoffice viele Vor- und Nachteile mit sich bringt. Fans des Arbeitens am heimischen Schreibtisch führen vor allem an, dass sie sich den langen Weg zur Arbeit sparen. Denn Pendeln nervt. Die Bahn streikt, Züge sind überfüllt oder unpünktlich, Staus werden immer länger – wer das täglich auf sich nimmt, fühlt sich gestresst.
Zahlen, bitte!
20,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pendelten im Jahr 2022 von ihrem Heimatort in eine andere Gemeinde zur Arbeit – im Jahr 2021 waren es noch 19,6 Millionen. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Demnach legten 7,1 Millionen Pendlerinnen und Pendler 2022 auf dem Weg zur Arbeit mehr als 30 Kilometer zurück (2021: 6,6 Millionen), 3,9 Millionen sogar mehr als 50 Kilometer (2021: 3,6 Millionen). Der durchschnittliche einfache Arbeitsweg betrug dabei 17,2 Kilometer. Die Großstädte München und Frankfurt am Main zogen die meisten Pendler und Pendlerinnen aus dem Umland an: 2022 wohnten 444.000 Menschen mit einem Job in München außerhalb der Stadtgrenzen. Dahinter folgen Frankfurt am Main (397.000 Pendlerinnen und Pendler), Berlin (382.000) und Hamburg (378.000).
Auto immer noch weit vorn
Eine Umfrage von Statista aus dem Jahr 2023 ergab, dass 62 Prozent der Befragten für die Pendelfahrten zur Arbeit das Auto nutzten. Der öffentliche Nahverkehr folgt mit 28 Prozent. Und knapp ein Viertel (23 Prozent) fahren mit dem eigenen Fahrrad zum Job. Mehrfachnennungen waren möglich.
Wussten Sie, …
… dass Menschen eine Zugfahrt desto länger vorkommt, je voller der Zug ist? Das fand ein Forscherteam der US-amerikanischen Cornell Universität heraus. Denn die Anzahl und Nähe vieler fremder Menschen führen zu Stress und beeinflussen tatsächlich unsere Wahrnehmung von Zeit. Wenn man sich unwohl fühlt, wird der Aufenthalt im öffentlichen Verkehrsmittel als länger empfunden, als er eigentlich ist.
Pendeln gefährdet die Gesundheit
Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) kann Pendeln zu einer Reihe körperlicher Beschwerden führen. Das belegen laut TK zahlreiche Untersuchungen. Demnach leiden Pendlerinnen und Pendler häufiger an Rücken- und Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Magen-Darm-Problemen und anderen funktionellen Beschwerden. Zudem gebe es der Krankenversicherung zufolge Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas. Aber auch die Risiken für die psychische Gesundheit seien größer: Die Fehlzeiten bei der Arbeit wegen Depressionen und anderer psychischer Leiden lägen bei Pendlern bei knapp 11 Prozent höher, bei Pendlerinnen sogar 15 Prozent.
Das können Stressfaktoren auf dem Weg zur Arbeit sein:
- Zeitdruck
- Verkehrsstaus
- Zugverspätungen
- Weniger Freizeit
- Erschöpfung
Jede Erfahrung ist individuell
Doch ein weiter Weg zur Arbeit lässt sich in vielen Fällen nicht vermeiden. Der Traumjob ist eben nicht immer gleich um die Ecke und die Verlegung des Wohnortes in die unmittelbare Nähe der Arbeitsstätte gerade für Familien oft keine Option. Zu bedenken ist aber auch, dass nicht jeder oder jede gleich stark vom Pendelstress belastet ist. Jeder Mensch ist anders und so wird auch jede Erfahrung ganz unterschiedlich empfunden. So müssen Berufspendler und -pendlerinnen jeweils ihre ganz eigenen individuellen Strategien entwickeln, wie sie möglichst stressfrei zur Arbeit kommen. Dennoch gibt es viele Ansätze, sich den Weg zur Arbeit angenehmer zu gestalten und damit Stress zu vermeiden.
Wertvolle Tipps für weniger Stress auf dem Arbeitsweg
Optimieren Sie Ihr Zeitmanagement
Genug Zeitpuffer einzuplanen, sorgt dafür, wegen Verspätungen nicht in Stress zu geraten. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber über variable Arbeitszeiten, um Stoßzeiten auf der Straße oder Schiene zu vermeiden.
Versuchen Sie zu entspannen
Das ist oft leichter gesagt als getan. Atemtechniken oder die Lieblingsmusik zu hören, kann aber dazu beitragen. Auch Entspannungsrituale vor und nach dem Arbeitsweg einzuplanen, wie eine kurze Meditation oder ein Spaziergang, senkt den Stresspegel. Tun Sie sich etwas Gutes!
Keine Zeit verschwenden
Ärgern Sie sich nicht über Ihr Pendlerschicksal, sondern erledigen Sie im Zug bereits erste Aufgaben wie E-Mails lesen oder To-do-Listen schreiben. Bilden Sie sich weiter, lesen Sie ein schönes Buch oder hören Sie Podcasts bzw. Hörbücher. Hier sind E-Reader sehr praktisch. Die Zeit gut für sich zu nutzen, vermindert das Gefühl, beim Pendeln Zeit zu verschwenden. Von unterwegs lässt sich auch das Privatleben organisieren. Ein sogenannter Powernap von 10 bis 20 Minuten kann sinnvoll sein, um Kraft zu tanken. Das funktioniert natürlich leider nur, wenn man nicht selbst am Steuer sitzt.
Eigene Gesundheit fördern
Achten Sie auf Ihre Gesundheit: Guter Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßig körperlich Aktivität helfen dabei, sich gut gegen Stress zu wappnen. Gerade Bewegung kann in den täglichen Arbeitsweg integriert werden: zum Beispiel weiter weg parken oder früher aussteigen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen.
Über Alternativen nachdenken
Wenn die Belastung zu groß wird, sollten Sie checken, ob andere Verkehrsmittel nicht doch besser für Sie sind: Zug statt Auto, Mitfahrgelegenheit statt öffentliche Verkehrsmittel, E-Bike statt Auto etc. Oder probieren Sie mal eine andere Strecke, das steigert die Konzentration. Auch können Sie mit Ihrem Unternehmen über individuelle Homeoffice-Regeln sprechen, die entlasten. Und wenn es unerträglich wird: Suchen Sie sich einen neuen Job!