Das Wichtigste im Überblick
- Das Unternehmen Evos aus Hamburg gewinnt den BGHW-Präventionspreis Goldene Hand 2022 mit dem eingereichten Projekt „Verschubwagen“.
- Die Idee: Eine an die Verhältnisse des Standorts angepasste, fahrbare Konstruktion, die das Entladen von Kraftstoffen aus Güterzügen erleichtert und absichert.
- Das Ziel: Die Absicherung und Unterstützung der Mitarbeitenden bei einer wichtigen Tätigkeit im Rahmen der Energieversorgung des Hamburger Hafens und darüber hinaus.
Im Tanklager von Evos im Hamburger Hafen müssen täglich Kraftstoffe unter schwierigen Bedindungen entladen werden – ein eigens konzipierter und konstruierter Verschubwagen lässt diese Arbeit nun einfacher und vor allem sicherer werden.
Über dem weitläufigen Gelände der Evos GmbH mischt sich der frische Hamburger Hafenwind mit dem Duft von schwarzem Gold. Zwischen riesigen Tanks kommen Tag und Nacht Kraftstoffe per Schiff auch in mächtigen Kesselwagen an – vor allem das sogenannte Schweröl, ein Nebenprodukt der Erdöl-Raffination. Bei Evos wird es eingelagert, zum Teil mit anderen Produkten gemischt und auf Bunkerschiffe gepumpt, die als mobile Tankstellen dann Container-, Kreuzfahrt- und andere Schiffe im Hafen versorgen.
Angesichts dieser wichtigen Aufgabe und der schwierigen Substanzen, mit denen hier gearbeitet wird, gilt Sicherheit im Unternehmen als oberstes Gebot. Sven Flack, Health Safety Environment Officer am Standort, nennt gleich den hauseigenen Sicherheits-Leitspruch, der hier jede Schulung prägt: „Nicht sicher? Mach es nicht.“ Sichtbare Firmenausweise sowie Schutzkleidung mit Helm und Brille sind Pflicht, es wird Schritt gefahren, und Handys sind verboten – weil sie ablenken könnten.
Rauf auf den Kesselwagen
Höchste Konzentration ist etwa beim Entladen der Kesselwagen geboten. Vor dem Absaugen des heißen Öls müssen die Luken oben auf den Waggons geöffnet werden, um den Druck auszugleichen: „Früher wurde dies von den Mitarbeitern mit einer Leiter bei jedem Waggon einzeln gemacht – über die Leiter rauf, auf dem über vier Meter hohen Waggon die Drehverschlüsse der Luken mit einem Hammer aufschlagen, dann wieder runter und zum nächsten Waggon“, berichtet Michael Lübke, Betriebsleiter bei Evos. Eine anstrengende und nicht ungefährliche Arbeit, zudem zeitintensiv: Für einen Zug mit 24 Kesselwagen brauchten die Mitarbeiter bis zu 8 Stunden.
2019 wurde schließlich eigens für diese Tätigkeit eine auf den Standort maßgeschneiderte Neuerung installiert: Ein Verschubwagen, der sich entlang der in einer langen Kurve liegenden Gleise über den Zügen hin- und herfahren lässt. Die Konstruktion lässt sich über eine Luke manövrieren, dort wird der Wagen hydraulisch abgesenkt, die Luke kann geöffnet werden. Diese Lösung stellt in vielerlei Hinsicht eine Verbesserung dar. Can Öztürk, Mitarbeiter bei Evos, ist oft bei der Entladung der Kesselwagen im Einsatz und zählt die Vorteile auf: „Es gibt mehr Bewegungsfreiheit, es ist weniger anstrengend, es geht ein wenig schneller – und vor allem ist es natürlich viel sicherer!“
Sicherheits-Plus für alle Beschäftigten
Doch der Verschubwagen stellt nicht nur eine Absturzsicherung für die Mitarbeiter oben auf den Wagen dar, betont Sven Flack: „Die Beleuchtung der Anlage stellt ein Plus an Sicherheit für alle auf dem Gelände dar – neben der besseren Ausleuchtung des Arbeitsplatzes gehören Ampeln, Lichtschranken und akustische Signale zur Konstruktion.“ Damit ist gewährleistet, dass im Fall der Fälle vor einfahrenden Zügen und sonstigen Gefahren gewarnt wird.
Zwar wurde die Lösung in erster Linie für den Evos-Standortes im Hamburger Hafen und die 35 Mitarbeiter entwickelt, die sich um das Entladen kümmern. Dennoch macht das Beispiel Schule, wie Michael Lübke berichten kann: „Wir hatten schon einige Nachbarn und Leute von anderen Tanklägern hier, die sehen wollten, wie wir dieses Problem gelöst haben.“
EVOS in Hamburg: Verschubwagen
Das Unternehmen Evos
Evos ist ein internationales und unabhängiges Tanklager-Unternehmen für Flüssiggüter mit ca. 720 Beschäftigten an acht Standorten in ganz Europa. Das firmeneigene Netz von Tanklagern hat eine kombinierte Lagerkapazität von 6.3 Mio. Kubikmeter. Die Anfänge des Standortes im Hamburger Hafen reichen bis ins Jahr 1953 zurück.
Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!