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Mit einem Blech gegen Schnitte

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Das Wichtigste im Überblick

  • Das Einzelhandelsunternehmen Globus gewinnt den BGHW-Präventionspreis Die Goldene Hand 2023 mit dem eingereichten Projekt „Schnittschutzblech“.
  • Die Idee: Ein gewinkeltes Blech wird zwischen Arbeitstisch und Schneidbrett geschoben und bietet beim Zerteilen von Fleisch einen technischen Schutz.
  • Das Ziel: Die Messerspitze kann nicht mehr am Rand des Schneidbretts stecken bleiben – Verletzungen durch das Abrutschen der messerführenden Hand werden vermieden.
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In der Metzgerei des Globus-Marktes in Neutraubling werden Verletzungen jetzt mit einer einfachen technischen Lösung vermieden – dem vor Ort entwickelten Schnittschutzblech.

Konzentriert im Kettenhemd: Josef Kaiser bei der Arbeit.

Es ist laut, es ist hell und sehr kühl: Der Arbeitsbereich in einer Metzgerei ist keine Wellnessoase – auch die hauseigene Metzgerei des Globus-Marktes in Neutraubling bei Regensburg ist das nicht. Hier werden monatlich zwischen 80 und 100 Tonnen Frischfleisch für den Verkauf vor- und zubereitet. Die Metzger arbeiten konzentriert, zerteilen das Fleisch schnell mit wenigen Handgriffen. Hin und wieder schärfen sie ihre Messer nach.

Zum Schutz vor Schnittverletzungen tragen die Beschäftigten ein Kettenhemd und einen Kettenhandschuh an einer Hand. „Um ein Gefühl für das richtige Führen des Messers und einen guten Griff zu haben, wird an der messerführenden Hand allerdings kein Kettenhandschuh getragen“, erklärt Christian Holland, Metzgermeister und Bereichsleiter in der Metzgerei. Andere Handschuhe bieten dagegen nur bedingt Schutz gegen derart scharfe Messer, wie sie hier eingesetzt werden.

Das sagt die Jury:

„Das entwickelte Hilfsmittel trägt wesentlich zur Sicherheit der Beschäftigten bei und hilft Schnittverletzungen beim Umgang mit Fleischermessern zu vermeiden.“

Gefühl fürs Schneiden – Gefahr für die Hand

In der Metzgerei werden im Monat bis zu 100 Tonnen Frischfleisch verarbeitet.

Genau das kann zu Verletzungen führen. Der Geselle Josef Kaiser hat es vor knapp drei Jahren erlebt: „Bei einer ruckartigen Bewegung blieb ich mit der Messerspitze am Rand des Schneidbretts hängen. Die Hand glitt an der Klinge nach vorn.“ Josef Kaiser hatte an drei Fingern tiefe Schnitte, die in einer Klinik genäht werden mussten. Sogar ein Nerv war betroffen. Er fiel für vier Wochen aus. Inzwischen kann Josef Kaiser wieder normal arbeiten, „obwohl ich immer noch ein Taubheitsgefühl im Zeigefinger habe.“

Die Sicherheit seiner Beschäftigten nimmt das Einzelhandelsunternehmen Globus sehr ernst. In jeder Filiale trifft sich regelmäßig ein Arbeitsschutz-Ausschuss (ASA). Daran nehmen die Bereichsleiter und Sicherheitsfachkräfte, aber auch Betriebsärzte teil. Als bei einem solchen Termin der Unfall von Josef Kaiser besprochen wurde, hatte Christian Holland spontan eine Idee für eine technische Lösung, um solche und ähnliche Gefahrsituationen künftig zu vermeiden.

Simpel, einleuchtend und praktisch

Christophe Auber, der als zuständige Sicherheitsfachkraft bei Globus insgesamt 12 Standorte betreut, erinnert sich: „Während wir uns noch über die Verletzungen von Herrn Kaiser unterhielten, begann Herr Holland, ein Blatt Papier zu falten.“ Als er fertig war, erläuterte Christian Holland der Runde anhand des Papiers sein Konzept: „Ein zweifach gewinkeltes Blech, das zwischen Schneidbrett und Tisch geschoben wird. Fährt ein Messer von vorne darauf zu, rutscht es nach oben oder unten ab – und die Verletzungsgefahr ist gebannt.“

Ständig im Gebrauch

Der Einfall war so simpel, dass er die Gruppe sofort überzeugte. Der Betriebsarzt erklärte sich bereit, eine erste technische Zeichnung anzufertigen: „Er kannte auch eine Werkstatt, die dann einen Prototyp für das Schnittschutzblech herstellte“, erzählt Christophe Auber. Bald hielt das fertige Teil Einzug in die Metzgerei – seitdem ist es ständig in Gebrauch. Christian Holland erklärt warum: „Die Kollegen benutzen das Schnittschutzblech gern. Egal, ob Links- oder Rechtshänder – es ist für alle einfach einsetzbar und sicher.“

Das Unternehmen Globus

  • Das Einzelhandelsunternehmen begann 1828 mit einem Kolonialwarenladen in St. Wendel im Saarland. Dort befindet sich noch heute der Firmensitz.
  • Heute hat das Unternehmen ca. 47.000 Beschäftigte (2022) und führt allein in Deutschland 65 Verbrauchermärkte. 
  • Im Globus-Markt Neutraubling bei Regensburg sind 320 Menschen beschäftigt. Davon arbeiten 40 für die hauseigene Metzgerei – 16 Metzger und 24 im Verkauf.
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Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!

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