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Ton erkannt – Gefahr gebannt

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Die Azubis von Tyco Electronics Raychem gewinnen den BGHW-Präventionspreis Die Goldene Hand 2023 mit dem eingereichten Projekt „Smart-Steckdose Defne“.
  • Die Idee: Durch einen akustischen Sensor trennt die smarte Steckdose die an ihr hängenden Geräte bei einem Feueralarm-Signal selbstständig vom Stromnetz.
  • Das Ziel: Hitzeintensive und feuergefährliche Geräte werden automatisch abgeschaltet – und auf diese Weise Gefahren durch schädlichen Rauch oder Feuer vermieden.

Eine smarte Idee von Tyco Electronics Raychem: eine Steckdose, die auf das akustische Signal eines Feueralarms reagiert und die mit ihr verbundenen Geräte abschaltet. So werden Feuer und Brandrauch vermieden.

In der Ausbildungswerkstatt von Tyco Electronics Raychem in Ottobrunn wird konzentriert gearbeitet.

Nebenan in der Halle ist es laut: Hier drehen sich haushohe Spulen mit scheinbar endlosen Schläuchen. In der Ausbildungswerkstatt dagegen herrscht meist stille Konzentration. Die Auszubildenden von Tyco Electronics Raychem in Ottobrunn werden hier an verschiedenen Geräten geschult – vom Lötkolben bis zum 3D-Drucker. In der Ecke prangt groß das Motto der Firma: „Every Connection Counts“ – jede Verbindung zählt.

Erkenntnis nach dem Feueralarm

Die Azubis Simon Meyer (links) und Samy Palesch bearbeiten eine Kunststoffplatte am Heizdrahttisch.

Während einer Übung für die Abschlussprüfung Teil 1 im letzten Jahr ertönte hier plötzlich ein firmenweiter Feueralarm. Samy Palesch, Azubi zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, erinnert sich: „Wir waren gerade dabei, an einem Heizdrahttisch eine Kunststoffplatte zu biegen. Als das Signal kam, mussten wir das Gebäude so schnell wie möglich verlassen.“ Bei ihrer Rückkehr bemerkten Palesch und sein Kollege Simon Meyer, Azubi zum Elektroniker für Betriebstechnik: „Wir hatten vergessen, den Heizdraht auszuschalten. Die auf dem Tisch liegende Platte war etwas angekokelt und roch leicht verbrannt.“

Als die Werkstatt gelüftet war, entwickelte sich ein Gespräch: „Ausschlaggebend war Samy – er sagte, solche Situationen seien gefährlich, wenn ein Gerät sich nicht automatisch abschalten würde“, erzählt Ausbildungsleiter Johannes Gehler. Es gibt bereits solche Systeme in Brandmeldeanlagen – doch die sind extrem teuer und schalten keine einzelnen Geräte ab. „Auch eine internet-basierte Sprachsteuerung reagiert nicht auf Klänge. Wir brauchten also eine andere smarte Lösung.“, ergänzt Meyer.

Alles aus einem Haus

Der Ehrgeiz der Azubis war geweckt. Gemeinsam mit Johannes Gehler und Ausbilder Claudiu Dan begannen sie, eine eigene smarte Steckdose zu entwickeln. Simon Meyer: „Claudiu hat mit uns die Komponenten ausgesucht. Es musste ja alles passen und CE-zertifiziert sein.“ Dann wurde ein Schaltplan erstellt. Als es schließlich an die Programmierung der Platine mit Mikrofon ging, holte sich das Team Hilfe von Ümit Durmaz, Fachkraft für Arbeitssicherheit.

„Die Jungs wussten, dass Programmieren ein Hobby von mir ist“, sagt Durmaz. Inspiriert vom Konzept des „Klatschers“, mit dem sich im Haushalt etwa Licht per Händeklatschen an- und ausschalten lässt, machte sich Ümit Durmaz ans Werk. Nach ein paar Monaten lief alles perfekt – Durmaz hatte mit „Defne“ sogar einen passenden Namen für das Gerät: „Unsere Beschäftigten werden uns von ihren Familien anvertraut. Deshalb war es mir ein Anliegen, dieses Projekt nach meiner Tochter zu benennen – der Name soll mich und die anderen daran erinnern, immer sicher zu arbeiten.“

Das sagt die Jury:

Für die Auszubildenden der Firma Tyco Electronics Raychem war der Präventionsgedanke maßgebend für Idee und Einreichung des Beitrages. In der Ausbildungswerkstatt wurden mittlerweile alle relevanten Geräte mit der Smart Steckdose Defne ausgestattet.

Azubis noch stärker einbinden

Seit Februar 2023 ist die Smart-Steckdose Defne in der Ausbildungs-Werkstatt von Tyco Electronics Raychem im Einsatz. Sie kann bis zu 3.600 Watt Leistung transportieren und damit gleich mehrere Geräte sicher mit Strom versorgen. Sie arbeitet völlig autark, losgelöst vom Internet. Dazu Johannes Gehler: „Sie hat bisher bei jedem Fehl- oder Probealarm funktioniert – den Ernstfall hatten wir zum Glück noch nicht.“ Claudiu Dan nickt: „Dieses Projekt hat deutlich gemacht, dass wir unsere Azubis noch stärker einbinden sollten, wenn wir über die Sicherheit im Betrieb reden. Die haben einfach tolle Ideen!“

Das Unternehmen Tyco Electronics Raychem

  • Tyco Electronics Raychem ist Teil von TE Connectivity, einem internationalen Konzern mit Fertigungs- und Entwicklungszentren in über 100 Ländern, in denen insgesamt knapp 85.000 Menschen arbeiten.
  • Das Kerngeschäft von TE Connectivity liegt in der Entwicklung und Herstellung von Sensor- und Verbindungslösungen für Industrie, Infrastruktur und Wirtschaft.
  • Der Standort Ottobrunn existiert seit 1980. Aktuell sind hier 220 Menschen in der Produktion beschäftigt, dazu kommen etwa 280 Mitarbeitende in der Administration.
  • 2023 gewinnt das Team von Tyco Electronics Raychem Ottobrunn bereits zum vierten Mal beim BGHW-Präventionspreis Die Goldene Hand.
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Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!

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