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Porträt Christina Ackermann

Frau Ackermann, was geschieht konkret, wenn ein Beschäftigter nach einem Arbeitsunfall in die BGU eingeliefert wird?

Oft sind die Fachleute des PZDT schon auf der Intensivstation dabei. Während die Mediziner der BGU sich um die körperliche Gesundheit kümmern, prüfen wir, wie es um die Psyche der Patienten bestellt ist. Wichtig ist, dass wir psychische Probleme, etwa akute Traumatisierungen, schnell identifizieren und behandeln. Wir begleiten diese Menschen, solange sie unsere Hilfe benötigen.

Wie äußert sich eine akute ​Traumatisierung?

Wenn jemand zum Beispiel einen Motorradunfall hatte, dann kann es sein, dass er das Geschehene immer wieder erlebt – sofern er sich daran erinnert. Solche Menschen haben oft Albträume und leiden an schweren Schlafstörungen. Wir können dann unmittelbar Unterstützung anbieten, indem wir mit dem Patienten verschiedene mentale Techniken und Strategien einüben, die oft direkt helfen.

Was für Techniken sind das?

Es gibt zum Beispiel die sogenannte Tresorübung: Der Patient lernt, die Bilder seines Unfalls in einen imaginären Tresor zu packen und wegzuschließen. Ganz wichtig ist auch die „Safety-Place-Übung“: Die Betroffenen stellen sich einen Ort vor, an dem sie sich sicher und geborgen fühlen. Wir üben mit ihnen, sich in schwierigen Situationen geistig an diesen Ort zu versetzen. Auch Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training ​helfen.

Wie lange dauert es, bis man ​wieder gesund ist?

Das hängt davon ab, wie schwer eine Person betroffen ist. In schweren Fällen sehen wir die Patientinnen und Patienten jeden Tag, wenn es notwendig ist. In den ersten Wochen reduziert sich das meistens. Aber wir haben auch Patienten mit sehr schweren Krankheitsverläufen, wo sich die Situation perspektivisch nur langsam ändert.

Was sind das für Fälle?

Das sind Fälle, wo beispielsweise Nerven irreparabel geschädigt sind und eine starke Schmerzsymptomatik auftritt. Oder Menschen mit bleibenden, schweren Verletzungen, wie Amputationen oder Querschnittlähmungen. Auch Schädel-Hirn-Verletzungen können mitunter einen sehr langen Behandlungszeitraum erfordern. Auch nach vielen Jahren sind wir für diese Patienten noch bedarfsweise da.

Ermöglicht werden diese Leistungen durch die gesetzliche Unfallversicherung. Was bietet das PZDT noch an?

Seit Gründung des PZDT erleben wir immer wieder, dass die gesetzliche Unfallversicherung Fantastisches leistet. Wir haben hier alle Möglichkeiten, Patienten aus einer Hand zu helfen. Gerade, wenn es um Traumatisierungen nach Unfällen oder Verletzungen geht, können wir Menschen mit allen geeigneten Mitteln wieder arbeits- und leistungsfähig machen. Bei Komplikationen oder schweren Verläufen intensivieren wir die Behandlung. Wir arbeiten auch mit traumaspezifischen Fachkliniken zusammen oder vermitteln Patienten in ein ambulantes therapeutisches Netzwerk. Letztlich ist das Ziel unserer psychologischen Betreuung, den Menschen eine positive Lebenseinstellung zurückzugeben und ihnen die Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben wieder zu ermöglichen.

Zur Person

Christina Ackermann ​ist leitende Psychologin am ​Psychotraumatischen Zentrum für Diagnostik und Therapie (PZDT) in Frankfurt. Eines der Spezialgebiete der Diplom-Psychologin ist die Schmerz-Psychotherapie.

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