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Herz aus dem Takt: Defibrillator richtig einsetzen

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Mehr als 60.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb des Krankenhauses. Dabei kann es zu Kammerflimmern kommen, einer lebensgefährlichen Herzrhythmusstörung, die unbehandelt innerhalb weniger Minuten zum Tod führt.
  • Mit einem Automatisierten Externen Defibrillator (AED) können Laien das Herz per Elektroschock schnell und einfach wieder in den richtigen Takt bringen.
  • Wissen wie´s geht: Der AED unterstützt die Herz-Lungen-Wiederbelebungsmaßnahmen, ersetzt sie jedoch nicht.
  • Arbeitsmediziner Dr. Peter Schiefen gibt Tipps, was Betriebe im Hinblick auf die Anschaffung eines AED beachten sollten.

 

Oft passiert es plötzlich, ohne Vorwarnung für Außenstehende: Ein Mensch bricht zusammen und liegt regungslos am Boden. Ob zu Hause, im Betrieb, in der Fußgängerzone oder auf dem Sportpatz: Wer dann vor Ort ist, muss schnellstmöglich Erste Hilfe leisten.

Ein Defibrillator, ein Herz und ein Handy, das die Notrufnummer 112 anzeigt.
Bei einem Herz-Kreislaufstillstand heißt es schnell handeln: Notruf absetzen und sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung starten! Ein Defibrillator bringt das Herz bei Kammerflimmern wieder in den richtigen Takt.

Handelt es sich um einem Herz-Kreislauf-Stillstand, hört das Herz auf, das Blut durch den Körper zu pumpen. Lebenswichtige Organe erhalten keinen Sauerstoff mehr und stellen ihre Funktion ein. Das Gehirn reagiert besonders auf den Mangel an Sauerstoff, was binnen weniger Sekunden zur Bewusstlosigkeit führt. Weitere Anzeichen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand sind fehlender Puls sowie Atemstillstand, eventuell auch Schnappatmung.
 

Herz-Kreislauf-Stillstand – was sind mögliche Ursachen?

  • Herzerkrankungen/Herzinfarkt
  • Lungenembolie
  • Schlaganfall
  • Sauerstoffmangel (z.B. durch Ersticken/Ertrinken)
  • Stromunfall
  • Vergiftungen
  • Schock (z.B. durch Unfall)

 

Gefahr „Plötzlicher Herztod“

Eine besonders schwerwiegende Herzrhythmusstörung, die mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand einhergeht, ist das Kammerflimmern. Es stellt in den meisten Fällen die Ursache für den so genannten „plötzlichen Herztod“ dar. Lebensrettend kann in diesem Notfall eine Elektroschockbehandlung mit einem Defibrillator sein, um den aus dem Takt geratenen Herzrhythmus wieder zu stabilisieren.

Für Laien gibt es ein tragbares, einfach zu bedienendes Gerät (AED, Automatisierter Externer Defibrillator), das sie im Rahmen der Wiederbelebung (Reanimation) einsetzen sollten, sofern es vor Ort verfügbar ist. Der AED analysiert zunächst den Herzrhythmus und gibt bei Bedarf einen Schock ab. Durch seine Sprachanweisungen unterstützt er die Ersthelfenden bei der Reanimation mit Herzdruckmassage und Beatmung. Wichtig zu wissen: Das Überleben ist umso wahrscheinlicher, je früher defibrilliert wird – also bereits bevor der Rettungsdienst eintrifft.

Rettungszeichen Defibrillator: Ein Herz mit Blitz, darüber ein weißes Kreuz auf grünem Hintergrund
Dieses Rettungszeichen weist auf einen Defibrillator (AED) hin.

    Defibrillator (AED)  – wo ist er häufig verfügbar?

    • Betriebe
    • Bahnhöfe, Rathäuser, Bildungseinrichtungen
    • Flughäfen
    • Einkaufszentren
    • Hotels
    • Freizeiteinrichtungen wie Sportvereine, Schwimmbäder, Museen, Theater
    • Banken
    • Messen

     

     

    Viele Menschen zögern jedoch mit der Reanimation oder versuchen es erst gar nicht, weil sie Angst haben etwas falsch zu machen. Doch das Schlimmste in der Situation ist es, wenn nicht geholfen wird. Eine traurige Tatsache: Nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters wurde 2021 in Deutschland in nur 42,6 Prozent der Fälle eine Reanimation durch Laien begonnen.

    Menschenleben könnten in Deutschland jedes Jahr zusätzlich gerettet werden, wenn sich mehr Menschen eine sofortige Herzdruckmassage zutrauen würden. (Quelle: BMG)

    Defi richtig einsetzen – so geht es!

    Eine Frau kniet bei der Herzdruckmassage vor einem bewusstlosen Mann. Dieser hat zwei Klebeelektroden eines Defibrillators (AED) auf der Brust.
    Die großflächigen Defi-Elektroden werden auf dem Brustkorb platziert. Wichtig ist, dass die Anweisungen des AED exakt befolgt werden.

    Der „Neustart“ fürs Herz mit einem AED ist leichter durchführbar als viele denken. Folgende Schritte sind vom Auffinden einer Person bis hin zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu beachten. Wichtig auch: Im Straßenverkehr zunächst die Unfallstelle sichern, bevor mit der Ersten Hilfe begonnen wird.

    1. Eine Person ist nicht bei Bewusstsein (Test: keine Reaktion nach vorsichtigem Rütteln und lauter Ansprache) und atmet nicht oder nicht normal (Test: Hören und Fühlen/Spüren des Atems, Beobachten der Brustkorbbewegung). Sie hat einen Herz-Kreislauf-Stillstand.
       
    2. Notruf absetzen (Tel: 112) oder anrufen lassen.
       
    3. Andere Passanten darum bitten, einen Defibrillator zu besorgen. Wichtig: Die bewusstlose Person nicht alleine lassen, um das Gerät selbst zu holen. Wertvolle Zeit für die Reanimation geht sonst verloren!
       
    4. So schnell wie möglich mit der Wiederbelebung auf hartem Untergrund starten: 30 x Herzdruckmassage im Wechsel mit 2x Beatmung (Mund zu Mund oder Mund zu Nase). Bei der Herzdruckmassage 5-6 cm tief mit durchgestreckten Armen in der Mitte des Brustkorbs drücken. Falls die Atemspende nicht beherrscht wird oder Vorbehalte bestehen: durchgängig Herzdruckmassage durchführen – mindestens 100 Mal pro Minute, das bedeutet circa 2x pro Sekunde (Hilfe für den richtigen Takt: Refrain des Bee-Gees-Song „Staying alive“). Bei der Wiederbelebung (anstrengend!) mit anderen Ersthelfern abwechseln, sofern sie vor Ort sind.
       
    5. Sobald ein AED verfügbar ist:  
    • AED öffnen, einschalten und Sprachanweisungen befolgen. Sie informieren über die notwenigen Schritte.
    • Klebelektroden auf nackter Haut anbringen (unterhalb des rechten Schlüsselbeins und seitlich auf linken Rippenboden), vorher Oberkörper freimachen. Die Abbildungen auf dem AED beachten zur richtigen Platzierung. Der oder die zu Reanimierende muss dabei flach auf dem Rücken liegen. Schweissnasse Haut zuvor abtrocknen und behaarte Bruststellen mit Einwegrasierer eines Notfallsets (falls vorhanden) rasieren.
    • AED analysiert den Herzrhythmus. Die Person währenddessen nicht berühren, damit das Ergebnis nicht verfälscht wird. Eine Schockabgabe wird empfohlen oder nicht. Falls nicht, Anweisungen des Geräts beachten und Reanimation weiterführen.
    • Falls Schock empfohlen wird, Person nicht berühren (ansonsten Gefahr eines Stromunfalls für Ersthelfende)
    • Je nach Gerät erfolgt die Schockabgabe per Knopfdruck oder automatisch. Danach erneut den Sprachanweisungen folgen. Möglicherweise wird vom AED eine weitere Schockabgabe empfohlen.

    Sofern kein AED verfügbar ist, ist durchgehend Herzdruckmassage und Beatmung durchzuführen, bis die Person wieder normal atmet oder der Rettungsdienst eintrifft.

    Gut zu wissen: Zum Selbstschutz sollte ein AED nicht bei nasser Person oder nassem beziehungsweise stromleitendem Untergrund durchgeführt werden. Idealerweise sind bei der Wiederbelebung mindestens zwei Personen tätig. Eine, die die Elektroden aufklebt, während die andere mit der Herzdruckmassage weitermacht, bis der AED einsatzbereit ist und den Herzrhythmus analysieren kann.

    AED anwenden - Animationsfilm

    Titelbild Video Defibrillator

    Arbeitsschutz: Defi im Betrieb

    Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema Frühdefibrillation – auch im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung. Bei der Organisation der Ersten Hilfe haben sie einen AED beschafft und ihr Personal entsprechend geschult. Seit 2011 ist der Umgang mit dem AED Bestandteil eines jeden Erste-Hilfe-Lehrgangs, so auch in der Aus- und Fortbildung der betrieblichen Ersthelfer. Grundsätzlich ist es wichtig, das eigene Erste-Hilfe-Wissen regelmäßig aufzufrischen, um im Notfall richtig handeln zu können.

    3 Fragen an... Dr. Peter Schiefen, Arbeitsmediziner bei der BGHW

    Dr. Peter Schiefen, Arbeitsmediziner bei der BGHW
    Dr. Peter Schiefen, Arbeitsmediziner bei der BGHW

    Muss ich Angst haben, dass der AED fälschlicherweise einen Elektroschock abgibt, was dem Betroffenen schaden würde?

    Nein, diese Angst ist unbegründet. AED geben nur bei Kammerflimmern einen Elektroschock über ihre Klebeelektroden ab. Währenddessen entsteht eine hohe Spannung von meist mehr als 1000 Volt und 10 Ampere Stromstärke in sehr kurzer Zeit von circa fünf bis 20 Millisekunden. Wichtig ist, dass der AED ordnungsgemäß bedient wird.  Denn durch einen unsachgemäßen Gerbrauch kann es durch Kontakt oder leitende Verbindung zu den Klebeelektroden zu Stromunfällen kommen. Das Gerät sollte auch nicht in einer explosionsgefährdeten Umgebung angewendet werden.

    Was muss im Betrieb im Zuge der Anschaffung eines AED beachtet werden?

    Nach der Medizinprodukte-Betreiberverordnung hat der Unternehmer oder die Unternehmerin für die sichere und ordnungsgemäße Anwendung des AED zu sorgen. Für Wartung und Pflege des AED ist eine geeignete Person zu beauftragen. Klebeelektroden sind zum Beispiel nach Einmalgebrauch oder nach Verfalldatum im Hausmüll zu entsorgen beziehungsweise auszutauschen. Ein AED muss regelmäßig gewartet und seine Einsatzbereitschaft und Funktionsfähigkeit regelmäßig kontrolliert werden. Die Aufbewahrung von AED sollte immer an zentralen Standorten oder Standorten mit hohem Personenverkehr, zum Beispiel im Eingangsbereich, erfolgen.

    Wie sind die Ersthelfer eingebunden und wo finden Betriebe weiterführende Informationen?

    Alle Ersthelferinnen und Ersthelfer müssen mindestens einmal jährlich zum sicheren Umgang mit dem AED unterwiesen werden. Wichtig ist vor allem auch das praktische Üben. Im Rahmen der jährlichen Unterweisung über Erste Hilfe im Betrieb sind alle Beschäftigten zusätzlich über die Standorte der AED und die Erreichbarkeit der Ersthelferinnen und Ersthelfer zu informieren. Umfassende Informationen rund um die Anschaffung und den Einsatz von AED im Betrieb stellt der Fachbereich Erste Hilfe der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zur Verfügung. Hier gibt es neben der Beantwortung häufig gestellter Fragen auch Broschürenmaterial, eine Musterbetriebsanweisung sowie eine Herstellerliste.

    Zum Fachbereich Erste Hilfe der DGUV

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