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Nach Arbeitsunfall: Glücklich im neuen Job

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick:

  • Die persönliche Geschichte einer BGHW-Patientin, die nach einem Wegeunfall nicht mehr in ihren alten Job zurückkehren kann.
  • Einblick in die Maßnahmen und Betreuung, die durch die BGHW erfolgte.
  • Ein Positivbeispiel für die erfolgreiche Eingliederung in ein neues, leidensgerechtes Arbeitsumfeld.
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Die perfekte Besetzung

Nach einem schweren Autounfall muss Iris Blümm ihren Job im Hagebaumarkt aufgeben. Doch sie bleibt im Unternehmen, trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigungen. Möglich gemacht hat das die Zusammenarbeit zwischen der BGHW und ihrem engagierten Arbeitgeber – dem Familienunternehmen Batzner, Betreiber von Baustoff-Fachhandel und Baumärkten in Franken und Thüringen.

Die Versicherte steht lächelnd hinter ihrem orthopädischen Schreibtischstuhl.
Von der BGHW wurde auch der neue Arbeitsplatz der Versicherten mit diversen Hilfsmitteln ausgestattet.

„Nach so einem Unfall hat man erstmal andere Sorgen als die berufliche Zukunft“, erzählt Iris Blümm. Denn dass die ehemalige Marktleiterin heute wieder laufen kann, ist ein großes Glück. Im März 2021 ist sie auf ihrem Arbeitsweg zum Hagebaumarkt im unterfränkischen Ebern. Während eines Überholmanövers verliert sie plötzlich die Kontrolle über ihr Auto und kommt von der Straße ab. Der Wagen prallt auf eine Mauer und überschlägt sich. Mit schweren Verletzungen am linken Bein und einem zerschmetterten Lendenwirbel wird sie auf direktem Weg ins Haßfurter Krankenhaus eingeliefert und sofort notoperiert. „Ich hatte Glück im Unglück. Die Sache mit dem Rücken hätte ganz anders ausgehen können.“ Nach einer Sprunggelenksoperation und der Stabilisierung des zerstörten Wirbels wird sie in das Klinikum Bamberg verlegt, welches im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren auch für die Behandlung von Schwerstverletzungen zugelassen ist. In einer weiteren OP wird der zerstörte Lendenwirbel entfernt und durch einen künstlichen ersetzt. Da durch den zertrümmerten Wirbelkörper gleichzeitig ein Nerv abgeklemmt wurde, kann Blümm auch das unverletzte rechte Bein nicht belasten. Sie ist vorerst auf den Rollstuhl angewiesen.

„Ich habe anfangs starke Medikamente bekommen und sicherlich nicht alles wahrgenommen, was die Ärzte erzählt haben“, erzählt Iris Blümm über die Monate danach. Sie habe Zeit gebraucht, um das Ausmaß ihrer Verletzungen und die Folgen zu verstehen: „Ich habe alles um mich herum verdrängt.“ Während eines Wochenendaufenthalts daheim wird die Fränkin jedoch mit der Realität konfrontiert: Die Treppe zum Obergeschoss ihres Hauses ist für sie ein unüberwindbares Hindernis. Sie übernachtet im Wohnzimmer auf dem Sofa. Auch der Gang auf das nicht barrierefreien Gäste-WC wird zum Kraftakt. Für sie eine sehr prägende Erfahrung. Genauso wie der Moment, als sie zum ersten Mal wieder aus dem Rollstuhl aufstehen kann: „Auf den eigenen Beinen vor dem Waschbecken zu stehen und die Welt wieder von oben zu sehen – das war seltsam.“

Ich hatte nie einen Schrittzähler, aber während der Arbeitszeit habe ich täglich einige Kilometer zurückgelegt.

Iris Blümm, ehemalige Marktleiterin

Zurück im Klinikum Bamberg wechselt Blümm in die stationäre neurologische Reha. Seither steht die Versicherte im engen Austausch mit Armin Lohr, ihrem Reha-Berater der BGHW. „Dass die Rehabilitation im klinikeigenen Therapiezentrum durchgeführt wurde, war eine Einzelfallentscheidung, die wir nach Rücksprache mit der Oberärztin getroffen haben“, erzählt Lohr. „Nur so konnten wir die akutmedizinische Behandlung weiterhin gewährleisten.“ 14 Wochen nach dem Unfall kann die Versicherte endgültig nach Hause. Physiotherapie, Ergotherapie und medizinische Trainingstherapie finden ab sofort ambulant und heimatnah statt. Mit ihren Gehhilfen kann sie nun wieder Schlaf- und Badezimmer in der oberen Etage erreichen.

BGWH Reha-Berater Armin Lohr steht mit der Patientin und ihrer Akte am Besprechungstisch.

Mir war gar nicht bewusst, dass der Berufsalltag einer Marktleiterin körperlich so belastend ist. Den Job hätte sie unmöglich weitermachen können.

Armin Lohr, Reha-Berater der BGHW

Weniger gut sind allerdings die Aussichten auf eine Rückkehr an ihren alten Arbeitsplatz. „Als Marktleiterin war ich den ganzen Tag auf den Beinen. Ich war Ansprechpartnerin für die Kollegen und für die Kunden. Ich habe mitangepackt und Paletten ins Regal geräumt.“, sagt Blümm.
Sie beginnt bei einer Arbeits- und Belastungserprobung wieder testweise in ihrem alten Umfeld im Baumarkt zu arbeiten. Währenddessen zahlt die Berufsgenossenschaft weiterhin Verletztengeld als Lohnersatz. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt bereits ohne Hilfsmittel laufen kann, kommt sie doch an ihre Belastungsgrenzen. Personalleiterin Claudia Fischer-Curdts ist besorgt: „Für uns war ersichtlich, dass wir ihr mit der körperlichen Beanspruchung zu viel zumuten. Außerdem wollten wir ihr den Druck nehmen, dass sie schnell wieder voll einsatzfähig sein muss.“ Gemeinsam mit Armin Lohr spricht sie über Optionen, einen anderen Arbeitsplatz für ihre Mitarbeiterin zu finden. „Wir waren ziemlich ratlos. Für uns stand nur fest: Wir wollten Iris Blümm nicht verlieren!“, so Fischer-Curdts.

Personalleiterin Claudia Fischer-Curdts und Iris Blümm schlendern lächelnd über den Flur des Verwaltungsgebäudes der Hans Batzner GmBH.

Für uns stand fest: Wir wollten Iris Blümm auf keinen Fall verlieren.

Claudia Fischer-Curdts, Personalleitung Hans Batzner
Iris Blümm testet gemeinsam mit ihrem Reha-Berater Armin Lohr den höhenverstellbaren Schreibtisch.
Der höhenverstellbare Schreibtisch an ihrem neuen Arbeitsplatz ermöglicht der Versicherten den Wechsel zwischen stehendem und sitzendem Arbeiten.

Da zeichnet sich eine erfreuliche Wendung ab: In der Verwaltung des Unternehmens Hans Batzner sollen die Prozesse zentralisiert werden. „Iris Blümm zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Praxis perfekt beherrscht und einen ganzheitlichen Blick über unsere 18 Standorte hat. Sie war die perfekte Besetzung für die Rechnungskontrolle“, berichtet die Personalleiterin. „Diese Stelle war weder geplant noch ausgeschrieben. Es war eine glückliche Fügung.“ In intensiven Gesprächen zu dritt werden die fachliche Einarbeitung, räumliche und orthopädische Bedingungen sowie die finanzielle Unterstützung geklärt. Für den neuen Arbeitsplatz werden ein wirbelsäulengerechter Bürostuhl und ein elektrisch höhenverstellbarer Schreibtisch von der BGWH finanziert. Der Arbeitgeber wird in der sechsmonatigen Einarbeitungszeit durch die Berufsgenossenschaft finanziell entlastet, die einen Lohnkostenzuschuss in Höhe von 50 Prozent zahlt.

Aufgrund der anhaltenden Unfallfolgen bekommt Iris Blümm heute zusätzlich zu ihrem Gehalt eine vorläufige Verletztenrente von der BGHW. Halten die körperlichen Beeinträchtigungen auch nach drei Jahren noch an, wird die Rente weitergezahlt. Für Personalerin Claudia Fischer-Curdts ist das der erste Arbeitsunfall in dieser Schwere: „Wir waren uns nicht bewusst, was die BGHW alles organisiert und welche Leistungen sie übernimmt: Wie hier eine Hand in die andere gegriffen hat, das war eine große Unterstützung für uns. Aber vor allem für unsere Mitarbeiterin.“

In ihrem neuen Arbeitsumfeld ist Iris Blümm wieder glücklich. Die Umstellung fiel ihr leicht: Das Aufgabenfeld ist abwechslungsreich, und viele Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung kannte sie bereits vom Telefon. Auch ihren privaten Alltag kann sie heute gut ohne Gehhilfen bewältigen. Lediglich die Toilettensitzerhöhung und die Stützgriffe im Bad sind geblieben. Und schweres Heben bleibt Tabu.

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