Das Wichtigste im Überblick
- Das Team der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) des Lebensmittelhändlers tegut aus Fulda gewinnt den BGHW-Präventionspreis Goldene Hand 2022 für Azubis mit dem eingereichten Projekt „Orangener Engel“.
- Orangener Engel umfasst einen Podcast und ein Zertifikat.
- Die Idee: Kolleginnen und Kollegen sollen helfen, Arbeitsunfälle zu verhindern und aufmerksam aufeinander achten. Verhindert ein Beschäftigter einen Beinah-Unfall, meldet er oder sie selbst bzw. die Führungskraft dies der JAV. Für das aufmerksame Verhalten gibt es das Zertifikat „Orangener Engel“ und der- oder diejenige wird zum Podcast eingeladen, um darüber zu berichten.
- Das Ziel: Möglichst viele Kolleginnen und Kollegen sollen mitmachen. Jeder hat es selbst in der Hand, sich aktiv für Arbeitsschutz einzusetzen.
Welche Farbe haben Engel? Beim hessischen Lebensmittelhändler tegut sind sie orange. Zumindest im übertragenen Sinne. Tegut-Engel, das sind Kolleginnen und Kollegen, die aufeinander achten und auf Beinah-Unfälle aufmerksam machen. Der unternehmensinterne neue Podcast „Orangener Engel“ von der Jugend- und Auszubildendenvertretung berichtet ab jetzt darüber.
Die Kundenschlange vor der Käsetheke in der tegut-Filiale in Fulda ist schon ziemlich lang. Ein Mitarbeiter an der Käseschneidemaschine möchte sich beeilen, damit die Kundinnen und Kunden nicht lange warten müssen. Statt den Schnittschutz an der Schneidemaschine zu nutzen, legt er den Käse ans Messer und will gerade loslegen, da kommt Kollege Marius Müller vorbei: „Oh nein, was machst du denn da? Nimm den Schnittschutz, sonst verletzt du dich.“ Die paar Sekunden, die er an Zeit spare, seien das Unfallrisiko nicht wert. Arbeitsschutz gehe vor, sagt er seinem Kollegen eindringlich. Eigentlich weiß dieser das auch. Aber aus Bequemlichkeit und damit es schneller geht, hat er den Schnittschutz weggelassen. „Du hast Recht“, sagt er seinem Kollegen, „gut, dass du mich wieder daran erinnert hast.“
Podcast als Medium für alle Generationen
Szenen wie diese an der Käsetheke greife das Präventionsprojekt ‚Orangener Engel‘ auf, erläutert Maura Schad, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) von tegut: „Mit unserem neuen Podcast ‚Orangener Engel‘ und dem dazugehörenden Zertifikat wollen wir die kleinen Fehler aufspüren, die oft aus Bequemlichkeit, Desinteresse oder Unwissen entstehen.“ Diese Gefährdungssituationen begegnen Mitarbeitenden tagtäglich. Deshalb sei es wichtig, sie ins Bewusstsein zu holen.
Wer durch seine Aufmerksamkeit einen Beinah-Unfall unter Kolleginnen und Kollegen verhindert hat, erhält dafür das Zertifikat ‚Orangener Engel‘ und wird zum gleichnamigen Podcast eingeladen, um darüber zu berichten. „Der Podcast ist das modernste Medium, mit dem wir alle Generationen bei tegut erreichen“, erläutert Schad. Podcasts seien einfach zu konsumieren – während der Autofahrt, in der Mittagspause oder zuhause nach Feierabend. Jede Podcast-Folge finden die Kolleginnen und Kollegen im Mitarbeiterportal ‚Gut zu wissen‘. Entscheidend ist, dass sich die Führungskräfte bei der JAV melden und von orangenen Engeln in ihren Arbeitsumfeld berichten, damit diese im Podcast zu Wort kommen können. Oder die Engel melden sich gleich selbst.
Positives sichtbar machen
Als sich das 13-köpfige Team der Jugend- und Auszubildendenvertretung im vergangenen Jahr überlegt hat, wie es den Arbeitsschutz im Unternehmen verbessern kann, war für alle klar: Wir möchten nicht von oben herab belehren und niemanden an den Pranger stellen. Sondern diejenigen, die Arbeitsunfälle verhindern, sollen gelobt werden. Dazu passt die Idee des Engels, erläutert JAV-Mitglied Louisa Gilbert, seit sieben Jahren bei tegut und im Vertriebsservice tätig. „Der Engel tut etwas Gutes. Und weil unsere Unternehmensfarbe orange ist, ist es der orangene Engel geworden.“
Nicht gängeln, sondern aktivieren
Geschäftsführer Thomas Gutberlet ist stolz auf die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JAV, die den Azubi-Präventionspreis gewonnen haben. „Der ‚Orangene Engel‘ zeigt, wie wir Arbeitssicherheit in unserem Unternehmen verstehen sollten: Jeder hat es selbst in der Hand. Nicht die Notwendigkeit steht im Fokus, sondern der Nutzen.“
Karl-Heinz Brand, Leiter Personelles, Mitglied der Geschäftsleitung und zuständig für Arbeitssicherheit, ergänzt: „Über die Auszeichnung freuen wir uns bei tegut… sehr. Sie zeigt, dass Lernende und die JAV motiviert sind sich für die Sicherheit der Mitarbeitenden im Unternehmen zu engagieren. Ein neuer Weg aus ‚nicht erfolgtem Schaden‘ – also aus verhinderten Arbeitsunfällen – zu lernen.“
Ehrenamt der BGHW als Ideenpool
Brand ist seit über 20 Jahren ehrenamtliches Mitglied für die Arbeitgeberseite in der Selbstverwaltung der BGHW. Den Entstehungsprozess für den ‚Orangenen Engel‘ hat er begleitet und die Mitglieder der Jugend- und Auszubildendenvertretung motiviert, sich für den Präventionspreis „Die Goldene Hand“ zu bewerben.
„Durch mein langjähriges Ehrenamt in der BGHW bringe ich viel Wissen in unseren Betrieb“, sagt er. Für mich ist das Ehrenamt ein Ideenpool. Ich nehme aktuelle Entwicklungen in der Arbeitssicherheit sehr bewusst auf. Präventionsmaßnahmen anderer Mitgliedsunternehmen aus der Selbstverwaltung überprüfe ich auf die Übertragbarkeit auf tegut. Dieses voneinander Lernen gebe ich an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter.“
Tegut in Fulda: Orangener Engel
Das Unternehmen tegut… gute Lebensmittel
- betreibt ca. 290 Lebensmittelmärkte in sechs Bundesländern und beschäftigt ca. 7.700 Mitarbeiter in den Bereichen Verwaltung, Logistik und Verkauf.
- tegut engagiert sich schon lange im Arbeitsschutz. 2019 riefen die Azubis das Projekt „Der Lernende für Arbeitssicherheit“ ins Leben. In jeder Filiale gibt es junge Mitarbeitende, die sich gezielt um Arbeitsschutz kümmern.
Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!