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Stillstand für Menschenleben

ca. 3 Minuten Lesezeit

Das Wichtigste im Überblick

  • Der Entsorgungsfachbetrieb Hofmann aus Rastatt gewinnt den BGHW-Präventionspreis Goldene Hand 2022 mit dem eingereichten Projekt „Transpondersystem“.
  • Die Idee: Ein Transpondersystem im Radlader sorgt dafür, dass akustische und optische Signale ertönen und die Fahrleistung automatisch gedrosselt wird, wenn sich Kollegen dem Radlader nähern.
  • Das Ziel: Möglichst viele Kolleginnen und Kollegen sollen mitmachen. Jeder hat es selbst in der Hand, sich aktiv für Arbeitsschutz einzusetzen.
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Tödliche Unfälle durch Radlader sind in Deutschland an der Tagesordnung. Der Entsorgungsfachbetrieb Hofmann aus Rastatt wollte das Risiko nicht mehr hinnehmen und wurde innovativ.

Betriebsleiter Dominic Brammer
Betriebsleiter Dominic Brammer hat die Initiative für das Rückfahr-Personenschutzsystem ergriffen.

Einem Beschäftigten wird schwindelig, er stürzt zu Boden. Ein rückwärtsfahrender Radlader nähert sich. Derjenige, der die Maschine führt, achtet kurzzeitig nicht auf die Rückfahrkamera und übersieht die Person am Boden. Es sind diese und ähnliche Szenarien, die sich der Betriebsleiter der Recyclingfirma Hofmann, Domenic Brammer, immer wieder ausmalt, auch wenn sein Betrieb bisher von derartigen Vorfällen bisher verschont blieb. „Allerdings gab es vor einigen Jahren hier in der Region gehäuft tödliche Unfälle mit Radladern. Das war wie eine Welle, die sich uns immer weiter näherte“, erzählt er. 2019 beschlossen er und sein Chef, weitere Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, um Unfälle – gerade durch rückwärtsfahrende Radlader zu vermeiden. „In der Recyclingbranche sind jährlich viele Tote zu beklagen“, sagt Brammer.

Akustische und optische Signal als Warnhilfe

Was aber tun? Kameras schieden als adäquates Mittel aus, denn auf einem Recyclinghof fallen diese oft aus. „Wenn es morgens feucht und kalt ist, beschlagen die Kameras. Auch durch die häufige Staubentwicklung beim Bewegen der Abfälle werden sie gestört.“ Also machte Domenic Brammer sich auf die Suche nach der besten verfügbaren Technik – und stieß auf ein Transpondersystem von Leica Geosystems. Dieses besitzt mehrere Empfänger, die erkennen, wenn sich ein Transponder in seinem Radius befindet. Die Firma Hofmann entschied, einen Hitachi-Radlader mit dieser Technik auszustatten und auch die Mitarbeitenden mit Transpondern zu auszustatten.

Aktiver Eingriff in Fahrleistung

Jedoch sollten die Fahrenden des Radladers nicht nur ein akustisches und optisches Signal erhalten, sollte sich jemand im Gefahrenbereich bewegen. „Das Ziel war ein automatischer Stopp der Maschine, wenn ein Sicherheitsabstand im Heckbereich unterschritten wird“, erklärt Domenic Brammer. Im australischen Tagebau werden in Großmuldenkippern bereits Transpondersysteme eingesetzt, die aktiv ins Bremssystem eingreifen. Diese Lösung ist hierzulande jedoch noch nicht zulässig. Es blieb also nur der Weg über die Hydraulik.

Individuelle Lösung ausgetüftelt

Und genau den realisierte das Unternehmen Hofmann mithilfe der Firma Hans Ludwig Baumaschinen. Diese implementierte das Transpondersystem in die Steuerung des Radladers und konfigurierte diese so, dass der Hydraulikantrieb seine Rückfahrleistung sanft auf 0 reduziert, wenn sich jemand im Heckbereich der Maschine bewegt. Die eigentliche Bremsfunktion wird nicht tangiert. „Es war ein langer Weg, bis wir diese Lösung umgesetzt haben. Das System ist in dieser Form einmalig in Europa und findet in der Branche viel Beachtung“, erzählt Brammer stolz.

Inzwischen holen sich die Mitarbeitenden des Familienbetriebs morgens wie selbstverständlich ihre Transponder ab und befestigen sie am Helm oder an der Kleidung. „Sie wissen, dass sie die Technik zu ihrem eigenen Schutz tragen und haben ihr Verhalten daran angepasst. Sie halten nun ganz automatisch mehr Abstand zum Radlader“, berichtet Brammer. Und er könne nachts auch wieder ruhig schlafen – in dem Wissen, dass wirklich alles für die Sicherheit des Teams getan wurde.

Hofmann in Rastatt: Transpondersystem

Das Unternehmen Hofmann

  • ist ein Entsorgungsfachbetrieb mit Sitz in Rastatt.
  • Zu den Schwerpunkten des Unternehmens gehört das Entsorgen von Schrott sowie Industrie- und Gewerbeabfällen.

Mit der GOLDENEN HAND zeichnet die BGHW jedes Jahr Unternehmen aus, die die Gesundheit und Sicherheit ihrer Belegschaft nicht dem Zufall überlassen. Dabei gilt: Je kreativer und motivierender, desto besser!

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Im Fokus: Die Goldene Hand 2022

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